17.11.2018 Autoübernahme und erster Campground:
Aufgeregt waren wir schon heute morgen, obwohl wir begonnen haben wieder einigermassen ordnungsgemäß zu schlafen. Der Morgen begann nach einem kleinen Frühstück mit einem 2 km Marsch inkl. Grossem Gepäck zu Britz, wo wir innerhalb kürzester Zeit eine Einweisung für unser Vehikel bekamen, und schon waren wir auf dem Weg. Erschütternderweise hat Stan zwar Stehhöhe, aber dafür hat der Designer leider auf den Stauraum im Inneren verzichtet. Das wird jetzt mal die Herausforderung der ersten Tage, sowohl unser Zeug als auch Lebensmittel, Getränke und alles an sonstigem Kleinkram so unterzukriegen, dass es uns während der Fahrt nicht ständig um die Ohren fliegt.
Unser erster Weg führte uns zu Countdown, einer Supermarktkette die zu Woolworth gehört, wo wir uns mit den basics eindeckten. Da wir einen Kühlschrank unser Eigen nennen, kann man auch durchaus ein wenig längerfristig planen, und dementsprechend wurde er auch gleich vollgeräumt.
Auf dem Weg nach Norden hatten wir wieder einmal das Problem den von uns auserkorenen Camping Outfitter in Albany nicht zu finden und nach einiger Recherche, Rückfragen und den verzweifelten Bemühungen diverser Navis gaben wir dann einfach auf. Gott sei Dank trafen wir dann in Dangaville auf einen Markt der alles hat, so ein richtiger Ramschladen, wo wir uns mit dem noch fehlenden Rest eingedeckt haben.
Das war dann schon ca 12 km vor unserem angeplanten Etappenziel – Baylys Beach – unserem ersten Campground.
Den Nachmittag bestritten wir nun also damit, Ordnung in unser Chaos zu bringen, bzw. zu versuchen jede irgendwie vorhandene Ritze auszunutzen, um alle unsere Habseligkeiten unterzubringen. Man muss sagen, derzeit schaut es gut aus, allerdings fürchten wir uns schon davor irgendetwas suchen und v.a. finden zu müssen.
Ausserdem wollten wir es beim Einkaufen wieder einmal ganz genau wissen: stimmt das den mit den Zigarettenpreisen wirklich ? Faktum ist wohl, dass wir auf jeden Fall als relative Nichtraucher aus dem Urlaub zurückkehren werden. Warum: 1 Packung Malboro Gold NZD 28,90 – also extreme Zurückhaltung und Askese ist angesagt.
Wir haben aber auch noch die Zeit gefunden, einen kurzen abendlichen Spaziergang zum Strand zu machen – und wir wurden nicht enttäuscht. Kilometerlanger Sand, Dünen, eine kräftige Brandung und vor allem eine unheimlich traumhafte Wolkenstimmung haben uns dann für alle vorangegangenen Strapazen des Tages versöhnt.
Jetzt des Abends haben wir uns noch gemeinsam mit ein paar Kiwis das Barbeque geteilt, und beim Gemeinschatsgrillen ein wenig Kontakt mit den Einheimischen aufgenommen – sehr entspannt, sehr locker und super offen und zuvorkommend.
Jetzt geht es erstmals in unser frisch aufgestelltes Schlafzimmer-Häuschen, weil morgen warten einige Kauri- und Mangroven Wälder auf uns auf dem Weg nach Paihia !
Also bis bald
Was für eine Nacht – unser ex-territoriales Schlafzimmer ist einfach ein Traum;2 Schlafsäcke (pP),2 Kopfpolster (pP), weiche Liegematte, kuschelig warm und doch irgendwie im Freien, in der Nacht hört man die Brandung vom nahen Strand, die einen in den Schlaf und die ganze Nacht begleitet, und bei Sonnenaufgang beginnen die Vögel Lärm zu machen; in der Früh ist ein dreibeiniger Garfield ins Vorzimmer eingezogen – also was braucht es mehr an Idylle. Ach ja: wenn man in der Nacht raus muss weil man muss, und die Haustür aufmacht, wird man egal wie man es nach mehrjähriger Erfahrung anstellt, immer nass – so ein S…….!
Eigentlich geht es ja darum, wie wir den Tag so verbringen; da wir natürlich nach unserer ersten Stan Erfahrung etwas schlauer geworden sind, sind wir doch gleich mal nach Dargaville retour um noch ein wenig Hardware zu besorgen – aber es lag ja fast auf dem Weg unserer ersten Etappe: entlang der Kauri Coast zum Waipoua Forrest.
Als „schlaue“ Touristen planten wir uns im dortigen Visitor Center gleich mal schlau zu machen, wo die ältesten und höchsten Kauri Bäume im Nationalpark zu finden sind – UND unser TOMTOM Navigator sollte uns auf direktem Wege dort hin bringen. Ok, es war ein klein wenig Gravel Road zu fahren (was man eigentlich nur als Zubringer fahren darf), aber das hat uns nicht weiter gestört. Leider muss man allerdings sagen, dass wir exakt in diesem Fall den gesunden Menschenverstand gegen das Urvertrauen in unser Navi getauscht haben. Nach ca 5 km immer grindiger werdenden Feldwegen hatten wir theoretisch unser Ziel erreicht, und standen Mitten im Wald – aber wirklich. Ausser zwei Waldwegen die sich kreuzten auf einer riesigen Lichtung und sonst nichts, meinte unser Navi am Ziel zu sein. Also ein U-Turn, und hoppala schon stand uns ein Forrestwächter in Uniform Shirt auf einem Quad gegenüber. Sehr nett, aber bestimmt, machte er uns darauf aufmerksam, dass wir uns auf Privatgrund befinden. Er attestierte uns aber durchaus, dass diesbezüglich Google Maps einfach falsch ist, und wir nicht die ersten sind, die im Wald stehen. Freundlicherweise oder weil er den Wald von Touristen sauber halten muss, geleitete er uns dann wieder hinaus aus dem Wald, und führte uns auf den rechten Weg. Super peinlich auf jeden Fall.
Nett, wie die Neuseeländer sind, waren dann die von uns ersehnten Kauri Bäume fast direkt an der SH 12 – dem State Highway. Dieser Kauri Highway erstreckt sich über 18 km durch unfassbar schönen verwachsenen Wald, der auf unzähligen Etagen unterschiedlichste Farne, Büsche, Bäumchen und Bäume bietet.
Genauer mussten wir uns die Four Sisters und den Te Matua Ngahere (the father of the forrest) anschauen. Warum eigentlich sind die Kauri Bäume so etwas besonderes: In der Mythologie der Maori spielen diese Bäume für die Entstehung von Landschaften und Lebewesen eine sehr grosse Rolle; ausserdem wurden die Baumstämme von den Maori sehr im Bootsbau für die Erstellung von Einbäumen (meist Kriegsboote) sehr geschätzt (Ende Exkurs).
Fertig mit der Besichtigung, fuhren wir weiter in Richtung unseres heutigen Endpunktes – der Top10 Campground in Paihia, der jetzt für weitere 3 Tage unser Unterkunftsgeber sein wird. Die Fahrt selbst ist sehr abwechslungsreich gewesen, da man im wesentlichen den Twin Ocean Highway fährt – und nach dem Thema rechts der Berg, links die Schlucht, heisst es hier: rechts der Pazifik und links die Tasman See.
Nach dem Verlassen der Wälder fährt man über eine unscheinbare Kuppe, und hat plötzlich den Ausblick auf Sanddünen, einen Strand und grossartig blaues Meer – der Pakia Hill, und so geht es bis zu unserem Ziel weiter. Viel zu schauen und zu stauen – einer von uns fährt, und der andere schaut zum Fenster raus. Eine grossartige Aufteilung !
Dieser Montag auf dem Top10 Campground in Paihia hat nicht wirklich eine Schabernak-Komponente, und wir haben heute auch nichts angestellt; wir haben keine unbefugten Zutritte auf fremden Grund vorgenommen, unziehmlichen Lärm am Campground gemacht, unverhältnismässig geschnarcht, oder dergleichen. Des Morgens haben wir einfach nur die Tür unseres Schlafzimmers aufgemacht, und gleich mal eine traumhafte Sonnenaufgangsstimmung gesehen.
Auf dem heutigen Plan stand nur eine kurze Fahrt mit Stan zum Waitangi Visitor Center um von dort den Waitangi Mangrove walk zum Harunu Fall zu machen. Ca. 11 km hin und retour an und durch die Mangroven des Northlands. Wieder in vielen, vielen Ebenen ist der Wald aufgebaut, durch den wir uns bewegen. Vor allem ist nicht zu verstehen wie sich die Pflanzen in Bodennähe bei fast keine oder keinem Licht entwickeln können.
Da wir beschlossen haben, dass wir unter die Farnflüsterer gehen, und uns zur Aufgabe setzen werden den perfekten Farnbaum zu finden, war dieser Wald ganz besonders beeindruckend.
Die Mangroven haben wir bei Ebbe durchwandert, und in diesem versunkenen Wald gibt es permanent Geräusche, die danach klingen als ob winzig kleine Gaisiere den Schlamm ausspucken.
Am Haruru Wasserfall angekommen, muss man sagen, dass man diesen eigentlich auslassen kann – es ist eben nur ein Wasserfällchen, was aufgrund der Tatsache dass rundum keine Berge sondern nur Hügel sind nicht verwunderlich ist.
Darum war dort auch der Wendepunkt um wieder zum Visitor Center umzukehren, und unseren heutigen Ausflug dort zu beenden.
Leider spielt uns das Wetter derzeit nicht so wirklich in die Karten – es ist immer wieder Regen angesagt, der meist nicht kommt. Allerdings geht fast permanent ein eiskalter Wind, der das Draussen sein nicht wirklich zu einem Vergnügen macht. Darum gibt es aufgrund der widrigen Umstände morgen Kultur, und wahrscheinlich fahren wir auch auf einen Ausflug nach Kawakawa um uns das dortige Hundertwasser Klo anzukucken (kein Scherz) !
Jetzt Abends gibts noch ein lecker gefülltes Hühnchen vom Gemeinschaftsgrill, danach wird in der Gemeinschaftsküche abgewaschen, und dann geht es wohl nicht allzu spät zum Aufwärmen in unser grünes Nicht-Gemeinschafts-Häuschen unter die Decke.
… bis bald
Nach einer durchfrorenen Nacht, und einem dementsprechend frühen Erwachen, ging es heute in Richtung Kultur. Wir fuhren zum Waitangi Treaty Ground, wo der Staatsvertrag zwischen den Maori und der Queen unterschrieben wurde.
Zuerst besuchten wir das Waitangi Treaty Museum, und fanden uns dann um 10 Uhr zu einer Führung über die Anlage zusammen. Beginnend mit dem Ngatokimatawhaorue, dem 35 Meter langen Kriegs-Ruderschiff, das von 76 Paddlern bewegt werden muss.
Danach ging es weiter zum Treaty Ground selbst, einer riesengrossen Wiese, wo für alle Unterzeichner zum damaligen Zeitpunkt (221 Maori Chiefs und Vertreter der britischen Krone) den Vertrag unterzeichneten. Unser Führer war ein durchaus sehr unterhaltsamer junger Maori.
Da sowohl eine englische als auch eine Maori Version dieses Staatsvertrages besteht, gibt es natürlich unterschiedlichste Interpretationen des Papiers, und auch unser Guide hatte selbstverständlich seinen eigene. Bemerkenswert ist auch, dass Maori die zweite Landessprache bei den Kiwis ist, und diese wird auch in der Schule als Unterrichtsfach gelehrt.
Geendet hat die Führung beim Carved Meeting House, wo wir eine Aufführung von traditionellen Maori Tänzen und Gesänge teilnahmen. Teilweise sehr kriegerisch aber auch sehr volkstümlich muss man das einfach einmal gesehen haben.
In Summe waren wir von diesem Vormittag sehr beeindruckt, und wollten auch noch nach Russell mit der Fähre (die erste Hauptstadt Neuseelands), aber der Regen hat es uns leider versemmelt.
Dafür ging es aber nach Kawakawa. Dieser Ort ist für viele andere Touristen vielleicht bemerkenswert, weil sich der Herr Hundertwasser dort mit einer Toilette verewigt hat, wir allerdings waren nur auf der Suche nach einem Fleischhauer mit guter, frischer Qualität. Gehofft hatten wir auch auf einen Fisch, aber im Moment scheint uns wohl der kanadisch/amerikanische Fluch einzuholen – wir kriegen einfach keinen frischen Fisch. Wir arbeiten aber dran !
Also zusammengefasst, ein schöner runder Tag mit durchwachsenem aber ziemlich kalt/windigem/nassen Wetter. Morgen geht es dann ja auch schon ein Häusl weiter – nach Waitomo. Eine unserer längeren Etappen mit 420 km steht uns bevor, wobei wir dazwischen in Auckland bei Britz einen kurzen Abstecher machen, um unseren kaputten Heizlüfter gegen ein funktionierendes Teil zu tauschen.