20.01.2019 River and Rainforest:
Heute wird einmal weder Van gefahren, noch mit der Fähre oder geflogen, heute fahren wir mit der Railway – genauer gesagt mit der West Coast Wilderness Railway von Strahan nach Dubbil Barril, und noch genauer die halbtägige River & Rainforest Tour.
Nachdem wir in Dunedin schon wegen Absage gescheitert sind, haben wir hier 2 Tage vor Abfahrt gebucht, um gleich danach einen Anruf von der WCWR zu bekommen. Ein wenig Angst hatten wir vor dem Abhören der Mailbox, da es in Dunedin gleich gelaufen ist, und dann die Reise nicht stattfand. Die Railway wies uns aber Gott sei Dank nur darauf hin, dass wir nicht mit der Dampflok sondern mit der Diesellok unterwegs sein werden.
Also als nicht soo passionierte Eisenbahn-Fetischisten nahmen wir das gerne für unsere Halbtagstour in Kauf.
Um kurz nach 8:00 Uhr morgens fanden wir uns am Regatta Point bei Strahan auf dem Bahnhof ein, um unseren Voucher gegen Tickets einzutauschen, wobei wir den Bahnsteig zu diesem Zeitpunkt noch absolut leer war und wir schon eine Fahrt nur für uns vermuteten. Das war aber dann doch nicht so, obwohl sich das Gedränge in Grenzen hielt.
Über zwei Stationen geht es zuerst einmal den Macquarie Harbour entlang um dann den King River stromaufwärts nach Lower Landing als erste Zwischenstation zu fahren. Der River selbst stellt sich als absolut lahmes Gewässer dar, da er aufgestaut ist, und derzeit kein Wasser freigelassen wird.
Aber es geht nach dem Harbour durch den Regenwald durch sehr, sehr enge Streckenführung hinauf bis Dubbil Barril. Kein Wunder das es so eng ist, denn zum damaligen Zeitpunkt wurde die Strecke im wahrsten Sinne des Wortes noch händisch gebaut – weil Sprengen kannte man zu diesem Zeitpunkt in der Region nicht.
Gebaut wurde das ganze am Ende des Goldrausches (der keineswegs ergiebig war), und ein findiger Ire Kupfer bei Queenstown gefunden hatte. Strahan als zentraler Hafen war allerdings sehr weit weg, und nachdem unser listige Ire den bereits frustrierten Goldgräbern das Land abgeschwatzt hatte, wurde dann in jahrelanger Planung, Versuchen eine Streckenführung zusammenzubringen, Konstrukteuren die den Satz „das geht nicht“ und tausenden Arbeitern diese Bahnstrecke durch den Regenwald geschlagen. Sie führt nun zwischen Queenstown an der einen Seite bis nach Strahan.
Es gab also an der Strecke viel dichtestens Regenwald zu sehen und einen durchaus spiegelnden King River, eine eingestürzte Brücke von damals und noch mehr Regenwald.
Das Highlight war sicher, dass in Dubbil Barril die Lok natürlich irgendwie auf die andere Seite der Wagons kommen musste – und dies passierte durch den Lokführer und seiner Ko-Pilotin per Hand auf einer Drehscheibe – 30 Tonnen einfach so mal umgedreht und das in 30 Sekunden.
Dann ging es die gleiche Strecke wieder retour. Zusammenfassend muss man sagen, dass eventuell die Tour von Queenstown beginnend wahrscheinlich die interessantere gewesen wäre, da sie durch die King River Schlucht führt und wesentlich bergiger sein soll (wenn man den Werbe-Videos der Railway Betreiber glauben darf). Wir wussten es allerdings nicht vorher, und man kann auch sagen, dass es ein sehr netter Ausflug ohne extreme Höhepunkte war.
Kann man machen, muss man aber nicht, aber wenn man schon da ist, …..
Strahan haben wir zusätzlich versucht zu erkunden und ihm einigen Charme zu entlocken, was uns auch in einem 10 minütigen Stadtbummel gelungen ist, aber mehr gibt es auch nicht her. Darum werden wir diese ehemalige Metropole am indischen Ozean morgen wieder verlassen, da wieder der Berg ruft. Diesmal der südliche Teil der Cradle Mountains auf der anderen Seite des Nationalparks (Lake St. Clair).
Nach einer bestellten und auch gelieferten trockenen Nacht (macht den Zeltabbau wesentlich einfacher), sind wir nach einem netten Frühstück und nach dem Zusammenpacken unserer sieben Sachen in Strahan aufgebrochen. Nicht ohne noch einmal den IGA und die örtliche Bäckerei heimzusuchen ging es in Richtung Queenstown und Lake St. Clair Nationalpark los. Die Etappe an sich war nicht sehr lange, und am Weg war nur ein (hoffentlich) Wasserfall – Nelson Falls – die wir uns ansehen wollten.
Geplant war ein ähnlicher Tag, wie auf der anderen Seite des Nationalparks in Cradle Mountain: einfach nicht zu spät anzukommen, sich über die Ganztages-Walks für morgen zu informieren, und noch einen netten 2 – 3 stündigen Nachmittagsspaziergang am Lake St. Clair zu machen.
Nachdem wir an Queenstown fast unbeachtet vorbeigefahren wären, hatte uns aber die Suche nach einer Tankstelle doch nach Down Town Queenstown gebracht, wo wir beschlossen haben noch eine kleine Runde zu drehen – schliesslich und endlich ist es das andere Ende der WCWR und eine historische Minenstadt.
Das Umfeld von Queenstown ist durch den Kupferabbau sehr geprägt, einerseits was die Landschaft, und andererseits was die vorherrschenden Farben betrifft – ein wenig skurill aber durchaus ansehbar.
Nach dieser Stipvisite fuhren wir weiter den Highway entlang in Richtung Nelson Falls, der direkt am Highway liegt. Die Erwartungshaltung bezüglich Wasserfällen kennt man ja mittlerweile ausreichend, aber der Nelson hat uns positiv überrascht. Er konnte zwar nicht mit extrem viel Wasser aufwarten, aber dafür mit einem netten kleinen Regenwald-Walk und ansprechender Höhe sowie Kaskaden.
Damit war ursprünglich das heutige Touristenprogramm fast abgehakt, da nur mehr der Aufbau unseres Lagers und ein kleiner Spaziergang auf dem Programm standen.
So weit so gut, wenn nicht alles anders kommen sollte: in der Lake St. Clair Lodge angekommen, wurden wir schon erwartet, wir erhielten unseren Zugangscode für den Campground und es wurde uns Campground 1 zugewiesen. Wir fassten unseren Klo- und Duschschlüssel aus, und begaben uns zu unserem Platz. Das alles war immer noch ganz normal, und zusätzlich waren wir bereits ganz ausführlich von der super zuvorkommenden Dame beim Visitorcenter für die Wandermöglichkeiten aufgeklärt.
Jetzt ging es aber los: Der Aufbau des Zeltes war durch eine Fliegeninvasion fast unmöglich – egal ob man sich in der Sonne oder im Schatten, im Wind oder bei Windstille bewegte, diese Biester flogen einem immer vor Gesicht, Ohren und Augen herum. Das macht nicht nur auf Dauer, sondern sogar sehr, sehr kurzfristig furchtbar wütend und aggressiv – und man kann nichts dagegen machen. Selbst der einheimische Haus-und-Hof Elektriker den wir fragten, was er so macht, verwies nur auf den Bushman-Spray mit dem Hinweis, dass er auch nicht wirklich hilft.
Schnell beschlossen wir auf keinen Fall 2 Nächte hier zu bleiben, da noch dazu keine Camper-Küche vorhanden war (nur zwei lächerliche Grillplatten), die Dusche extra bezahlt werden musste, die Dumpstation wegen Überfüllung geschlossen war und natürlich dieses überall herumfliegende Viecherzeug.
Ausserdem hatte die Lodge kein Internetz;
Darum verworfen wir auch Plan B: nur eine Nacht zu bleiben, und suchten umzingelt von Fliegen-Horden nach einer Alternative.
Ganz nahe ist sie nicht: der nächst mögliche Campground liegt 130 Kilometer entfernt, aber nach einem kurzen Anruf und Check der Verfügbarkeit war uns alles wurscht, und wir beschlossen die Räumung.
So schnell waren wir kaum zuvor beim Abbau – und schon unterwegs. Zuerst hinunter vom Hochplateau (und dementsprechend auch Tschüss Cradle Mountains und Lake St. Clair), dann durch steppenähnliche Hügellandschaften, wo wirklich kein Mensch zu finden ist, bis über Ellendale zu unserem heutigen Domizil: der Left-On-the-Field Campground beim Mt. Field Nationalpark.
Wir bogen um die Ecke, und mussten uns nicht einmal ansehen, um zu wissen dass wir hier gut aufgehoben sind. Ein wenig rustikal, bisschen schlampig aber sehr liebevoll angelegt, mit einem leicht in den 70-ern hängen gebliebenen Betreiber, der es immer sehr lustig hat – JA, hier gehören wir hin. Nachdem wir ursprünglich beschlossen hatten nur eine Nacht hier zu bleiben, haben wir uns auch gleich für eine zweite nach Erforschung der Möglichkeiten des Mt. Field Nationalparks entschieden.
Hier wird uns unser Steak mit den übrig gebliebenen Chips von gestern, mehr als gut schmecken – und wir haben beide unsere jeweilige und gemeinsame innere Ruhe gefunden, eben wie es sein soll !
22.01.2019 Gut begonnen, stark nachgelassen:
Frohen Mutes, da es uns ja auf unserem durchgeknallten Campground mit der genialen Outdoor-Küche und unserem Tassie „Tischler“ so gut gefällt, und wir 9 Stunden ausgeschlafen haben, ging es los mit unseren Wanderschuhen.
Der Plan war mal früh morgens 3 Wasserfälle zu bewandern (hoffnungsfroh), und danach ins Schigebiet zum Lake Dobson hochzufahren und dort vielleicht noch eine Runde zu gehen, aber zumindest ins Land eine-zuschaun.
Ein kleiner morgendlicher Dämpfer war, dass die Strasse zum Lake Dobson gesperrt ist.
Das war uns zu diesem Zeitpunkt auch noch egal, da wir obwohl es schon 9:00 Uhr war eine der ersten Wanderlustigen auf dem Visitor Center Parkplatz.
Darum ging es los, erst einmal zu den Russell Falls, um dann über die Horseshoe Falls und den Tall Tree Circuit zu den Lady Barron Falls zu gehen.
Der Wald, den wir durchwanderten, war ein Traum (abgesehen davon, dass er uns ganz allein gehörte): Farne, riesige Eukhalyptus Bäume, saftig, grün – eine super Wanderung. Auch dass die Wasserfälle wieder einmal nicht so üppig waren, störte den ca. 7 Kilometer Walk gar nicht.
Retour, gab es noch eine kurze Nachfrage bei den Rangern ob es wohl noch anderes zu entdecken gibt, wenn der Lake Dobson Bereich gesperrt ist – und die Antwort war leider NEIN.
Darum trat ein neuer Plan in Kraft, der da hiess, wir brechen einfach unser Zelt in Left-on-the-Field ab, und fahren (nach Rückfrage) schon heute auf Bruny Island weiter.
Gut ist die Entscheidung, wie sich auf der Fahrt herausstellte auf jeden Fall, da es in Zentral-Tasmanien eine Bush-Fire Warnung gibt, und je näher wir Hobart und dem zugehörigen Umland kamen, umso entrischer wurde es irgendwie.
Obwohl man kaum etwas verbranntes oder Rauch riechen konnte, ist die Luft extrem schwer, es ist diesig, und man kann kaum den Horizont erkennen.
Es sieht aus wie im Umfeld der Voest in Linz an einem Tag mit Invers-Wetter.
Irgendwie bedrückend. Also hatten wir auch die Hoffnung, da Bruny Island ein Stückchen weiter südlich liegt, und die Meeresbrise ihr Übriges dazutun sollte, dass zumindest die Luftwerte auf der Insel etwas besser sind.
Nachdem wir einen letzten Einkauf in Mahoon bei Woolworth hinter uns gebracht haben, ging es nach Ketting und von dort mit der Fähre in 20 Minuten nach Bruny Island (Nordinsel).
Nach weiteren 40 Kilometern waren wir dann bei unserem Captain Cook angekommen, und haben uns niedergelassen.
Der Campground ist nicht berauschend, und durch die Trockenheit und den Strandsand staubig, aber die Luft ist um einiges besser, und man kann sogar den blauen Nachmittagshimmel sehen.
Vermuthstropfen ist allerdings, und das haben wir beide Hirschen ultimativ bei unserer Planung übersehen, dass wir keine (oder nur sehr geringfügig) Gravel-Roads fahren dürfen. Aus diesem Grund werden wir wohl die Planung für die nächsten verbleibenden Tage umschmeissen müssen, denn die Walks die eigentlich geplant haben werden wohl wegen Anfahrtsproblemen nicht stattfinden können.
Wir werden mal sehen, wie unsere letzte Campingzeit in Tasmanien so weitergeht und endet – jetzt sind wir erst einmal froh, dass wir wieder Luft kriegen.