2019 – Australien — Port Arthur

07.01.2019 Tasmanische Autoübernahme:

Heute war es dann wieder so weit, und die Camper Community sollte uns wiederhaben. Im Old Woolstore gab es noch ein English Breakfast und um 7:34 Uhr gestiegen wir den Skybus in Richtung Flughafen. Von dort sind es nur mehr ca. 600 Meter bis zum Verleiher – Britz natürlich wieder.
Wir waren Gott sei Dank ein wenig vor der grossen Mieterwelle dort, und hätten alles ziemlich zügig übernehmen können, hätte das tasmanische Internet mitgespielt. Unsere Dame am Thresen checkte gleichzeitig auf bis zu 4 Geräten 2 – 3 Mieter gleichzeitig, aber das Internet wollte einfach nicht so richtig. Gerhard hat in der Zwischenzeit die Autoeinführung und das Protokoll abgehandelt, und irgendwann hat die nette Dame drauf gepfiffen, festgestellt dass wir ohnehin das Sorglos-Paket haben und uns einfach losgeschickt – ohne Unterschrift, ohne alles, aber wir hatten ja unseren schnuckeligen kleinen Camper.
In Summe sind wir mit unserem neuen fahrbaren Untersatz unendlich glücklich, weil es sich bewahrheitet, dass je weniger Platz man zur Verfügung hat umso mehr denkt man auch über die optimale Nutzung nach. Fakt ist, gefühltermassen haben wir um einiges mehr Platz im Innenraum als wir in Neuseeland je hatten.
Gut so waren wir sehr unbürokratisch plötzlich unterwegs, und zwar wie es sich für richtige Camper gehört zum nächsten Camping Outfitter in Cambridge – Anaconda. Dieses Geschäft wünscht sich jede Outdoorer: super ausgestattet mit allem was das Herz begehrt, die Preise soweit wir beurteilen können ebenfalls vernünftig und noch dazu haben wir wirklich bekommen was wir uns seit langem so sehnlich gewünscht haben, nämlich ein Grillgitter. Klingt prophan, ist aber verdammt schwer aufzutreiben, da die neue Generation an Webber Griller Benutzern so einfache BBQ Hilfsmittel einfach nicht mehr kennt.

Danach ging es wieder einmal zu Woolworth, diesmal bewaffnet mit einer elendslangen Einkaufsliste für alle Basics der nächsten 3 Wochen, beginnend von Gewürzen, Getränken, Reis, Nudeln, Brot, ….. – was man eben so braucht.
Und hier bewahrheitete sich wirklich was wir schon vermutet hatten: der Stauraum in unserem Gefährt ist einfach umwerfend. Es war alles inklusive unserer beider Packtaschen mit ein wenig nachdenken leicht unterzubringen, und man kann nicht einmal von aussen sehen, dass der Wagen bis oben hin voll geräumt ist.

Unser Übernachtungsziel heute ist der Port Arthur Holiday Park, ca. 70 km von Hobart entfernt. Die Fahrt hierhin gab gleich einmal einen ersten Eindruck unserer Insel: grün, hügelig, Buchten, verschlafene Dörfer und alles total entspannt.
Nachdem wir dann mit der Ramschlerei und dem Verstauen fertig waren, und dementsprechend zufrieden, nahmen wir uns noch einen geplant kleinen, aber dann doch einen mittleren Spaziergang vor, nämlich zur Port Arthur Historical Site.
Port Arthur war das erste tasmanische Gefängnis, wo britische Schwerverbrecher hin deportiert wurden. So ab 1840 entstand hier eine doch beachtliche Strafkolonie, die heute in einer Art Freilichtmuseum zu besuchen ist. Das Museum, also eigentlich die Gebäude von damals die teilweise restauriert, verfallen oder nur mehr im Grundriss zu erahnen sind, ist insofern toll aufgebaut, da nicht nur optisch sondern auch akustisch die Geschichte von damals nachgelebt werden kann. Zum Beispiel, am Ort wo damals die Schmiede stand, die aber nicht mehr vorhanden ist, werden nur rein akustisch Schmiedegeräusche wahrgenommen, genauso beim Sägewerk. In der örtlichen Kapelle klingt eine Predikt aus dem Lautsprecher, und es es läuten in regelmässigen Abständen die Kirchenglocken der bis auf die Stützmauern verfallenen Kathedrale.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wirklich sehr schön gemacht, und auch der Spaziergang auf gleichem Weg retour am Strand und zwei Buchten vorbei, war ein gelungener Ausklang dieses ersten Tages unseres tasmanischen Camperlebens.
Wäre da nicht noch das T-Bone Steak gekommen. Zwar nicht am offenen Feuer gegrillt, aber durchaus am örtlichen Gemeinschafts BBQ fabriziert und mit Grillgemüse begleitet, schliessen wir diesen absolut runden, zufrieden machenden und entspannten Tag eingewickelt in unseren Schlafsäcken in unserem grünen Schlafzimmer ab um für die morgigen Herausforderungen gerüstet zu sein.

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08.01.2019 Dem Teufel ins Auge geschaut:

Jawohl heute wird wieder einmal gewandert; nachdem wir gestern auf Kultur in Port Arthur gemacht haben, ging es heute wieder einmal auf einen Track. So eilig hatten wir es nicht, da wir der Hitze nicht zuvorkommen mussten, und bei einer Vorhersage von Sonne und 21 Grad ein gemütlicher Aufbruch auf dem Programm stand.
Also eine grossartige Nacht im grünen Schlafzimmer hinter uns gebracht, gemütlich gefrühstückt, sind wir dann gegen 8:15 Uhr aufgebrochen. Den Trail, den wir uns heute ausgesucht haben heisst Tatnells Hill – Clemens Peak, soll mittel schwer/leicht sein, und hin und retour ca 13 km. Wir fuhren also 22 km zum Startpunkt, dem Parkplatz bei Devils Kitchen, unserem ersten Blowhole dieses Tages.
Man braucht eigentlich nicht sehr viel zu dieser Steilküste sagen, und könnte alles den Bildern überlassen, aber ein wenig von unserer Überwältigtheit muss man schon los werden: tiefblaues Meer, die Steilküste selbst ist mindestens an die 100 Meter hoch – eher sogar mehr – zerfurcht von Wind und Wasser und bei strahlendem Sonnenschein.
Der Weg von Devils Kitchen zur Waterfall Bay ist gespickt mit Lookouts und Viewpoints, und um jede Ecke sieht die Küste, bei ein wenig anderem Licht und ein klein wenig anderen Winkel wieder komplett anders aus. Eigentlich wäre es uns Freude genug auf einem Lookout unserer Wahl einfach ein Bankerl hinzustellen, und 2 – 3 Stunden blöd schauen wären schon gebucht.

 

Aber man muss ja auch ein wenig weiterkommen, und das mit dem Bankerl hat sich auch noch nicht herumgesprochen, also führte unser Weg weiter durch einen grossartigen Pinienwald zuerst (nicht mehr so gut ausgebaut) den Tasman Costal Track entlang bis zum Waterfall Bluff. Wie leider bereits gewohnt, verstecken die Tassis und Aussies generell ihre Wasserfälle sehr gut, und darum war auch dieser nicht mehr als ein Rinnsal. Aber der Bluff ist einfach eine Felsformation über dem Meer an der Steilküste in einer Höhe von 165 Metern über Grund und nur für schwindelfreie Personen zu empfehlen.
Danach ging es ein wenig ins Hinterland in einen Moos- und Farnwald den Camp Creek entlang nach oben, bis uns die Sache etwas spanisch vorkam. Eigentlich suchten wir die Shower Falls, die aber auch abgedreht waren (ganz sicher), denn nachdem wir den Camp Creek gesehen hatten, der der Zufluss zu den Wasserfällen ist, war uns klar, dass da nicht viel herunterkommen kann.
Also wie geplant, kehrten wir um, und gingen über Stock und Stein und durch den Wald wieder an der Küste in Richtung Parkplatz retour.


Auf dem Weg in den Zoo machten wir noch kurz beim Tasman Arche Blowhole und beim Fossil Island Lookout halt, um dann nicht einfach in den Zoo zu fahren, sondern in den UNZOO.
Das Konzept dieses Tierparks ist relativ einfach und genial: die Tiere (nur einheimische übrigens) sind nicht eingesperrt, wenn sich jemand hinter Glas oder Mauern befindet, dann ist es der Besucher, und vor allem und am wichtigsten: sie haben sich der Erhaltung der Tasmanischen Teufel verschrieben.
Leider gibt es nur mehr ca. 9.000 Exemplare in Tasmanien (und nirgends sonst) und eine epidemische Krebserkrankung die immer noch mutiert bedroht die Art ganz massiv. So alles was man an Eintritt und ev. Souvenirs dort an Geld lässt fliesst unmittelbar in deren Mission der Erhaltung.
Wir hatten auch noch Glück, da wir gegen 13:00 Uhr dort waren, und um 13:30 die Fütterung anstand. Gefüttert wurde ein alleinstehender pubertierenden Devil (namenlos, weil aus Prinzip haben Devils keine da es sich nicht um Haus- sondern um Wildtiere handelt), der aus dem Aufzuchtprogramm hinausgeflogen ist, weil er in Unwissenheit wie man mit dem weiblichen Geschlecht umgehen soll mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat. Problem ist, dass sich die Tasmanischen Teufel ohnehin gerne gegenseitig beissen, der hat es aber so heftig übertrieben, dass sie ihn wieder aus dem Programm nehmen mussten. Ausserdem ist er einer der seltenen Exemplare, die auch ans Tageslicht gewöhnt waren, da die Teufel eigentlich im Normalfall nachtaktiv sind und unter Tags nahezu blind sind.
So herzig sie auch aussehen mögen – und wir hatten das Glück auch noch 2 weitere sehen zu können – es sind Wildtiere, die auch ganz schön wild sein können und eine jener Rassen ist, die nicht domestiziert werden können – Gott sei Dank.
Also nach unserem Unzoo Besuch hatten wir unsere Tagesration an Tasmanien für heute abgeschlossen, und sind wieder nach Hause gefahren.


Einerseits wird jetzt das Abendessen vorbereitet, und andererseits was ebenso wichtig ist, werden die ganzen Gerätschaften scharf gemacht, da wir gestern vor dem schlafengehen feststellten, dass es hier eine ganze Menge marodierender Wollebies gibt, die in der Dämmerung und in der Nacht über den Campingplatz ihre Runden drehen. Offensichtlich an den Campinglärm gewöhnt, haben sie überhaupt keine Skrupel ungestört über den gesamten Campground zu grasen. Heute ist der Tag, wo wir sie abschiessen werden – natürlich nur fototechnisch und darum legen wir uns nach Einbruch der Nacht auf die Lauer um sie zu überführen.
Morgen geht es dann weiter nach St. Helens, sehr stressfrei und gemütlich ca 300 km, einfach nur weil Stress hier einfach nicht aufkommt und es Zeit ist sich wieder eine neue Ecke anzusehen.

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