2019 – Australien — VIC

29.01.2019 Unbekanntes Land:

Nach unserem Hausfrauentag gestern stand heute nicht viel mehr auf dem Programm als uns weiter in Richtung Süden zu bewegen. Die Nacht war angenehm warm gewesen, und wir geniessen endlich nicht mehr eingemummt in den Schlafsäcken mit Seidenschlafsack darunter und Decke dazwischen und eventuell noch mit Schlafleibchen und Langarm verbringen zu dürfen.
Also ging es morgens aus Bermagui raus, diesmal über den Tourist Drive, der vermeintlich an der Küste entlang gehen sollte (war aber nicht). Dafür hatten wir das Vergnügen so verschlafene „historische“ Orte wie Tathra und Eden kennen zu lernen.
Bei einem kurzen Halt in Merimbula ist es uns dann endlich gelungen eine Strassenkarte zumindest von Victoria zu ergattern, was die zukünftige Planung erheblich erleichtern wird.
Nach nicht einmal 200 Kilometern ging es dann bei Gypsy Point ab in Richtung Meer nämlich zum Mallacoota Foreshore Holiday Park am oberen Ende des Mallacoota & Croajingolong Nationalparks (wir werden wohl nie erfahren wie man das ganze ausspricht, aber da sind wir jetzt).

Nach telefonsicher Reservierung, wo wir uns auf Campground 131 – einem powered Waterfront Platz – geeinigt hatten, bezogen wir so gegen Mittags unser lauschiges Plätzchen am Mallacoota Inlet.
Vor uns nur eine kleine Zufahrtsstrasse und ein paar unbenutze Bootsanlegestellen und dann einfach nur Wasser und Inseln. Nicht so schlecht, könnte man untertriebenerweise sagen.
Irgendwie verging der Nachmittag wie im Flug, da wir ständig irgendwelchen Pelikanen nachgejagt sind – Strasse rauf, Strasse runter, je nachdem in welche Richtung sie gerade schwammen oder flogen. Abgesehen davon halten diese rosa Nutten auch gerne mal still für ein Foto.

Am meisten Kilometer hat uns ein erfolgreicher Pelikan gekostet, der einen monstergrossen Fisch in seinem Kehlsack mit sich herumschleppte, und ständig versuchte den Angriffen der anderen davon zuschwimmen.
Zeit zum Verzehr hatte er keine, da einmal mehr und einmal weniger andere Pelikane versuchten ihm die Beute abspenstig zu machen.
Leider waren sie dann schon zu weit im Inlet um bestimmt sagen zu können, wer als Sieger dieser Beutejagd davongekommen ist.
Ausserdem konnten wir auch noch aus ganzer Nähe beobachten, wie sie ein angekommenes kleines Boot belagerten um darauf zu warten dass Fischinnereien und Rest vom Fang über Bord geworfen werden, um sich darum ebenfalls zu streiten. Zimperlich gehen sie auf jeden Fall nicht miteinander um.

Da wir allerdings auch Mallacoota eine Chance geben wollten, machten wir am Nachmittag auch noch einen Zug durch die Gemeinde, die denkbar kurz ausgefallen ist. Ausser einer Mainstreet, einem Supermarkt, einem Fleischhauer, einem Campinggeschäft, einer Tankstelle und natürlich ein paar Bars gibt es hier nichts – den Kreisverkehr allerdings nicht zu vergessen. Anscheinend lebt dieser Ort von seiner Beschaulichkeit und der Tatsache, dass der Holiday Park geschätzte 500 Stellplätze oder mehr hat.

Ein ruhiger Tag also, den wir versuchen werden morgen bei einem Beachwalk fortzusetzen und vielleicht Mallacoota doch noch das eine oder andere Geheimnis zu entlocken.

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30.01.2019 Eine Stadt im Dunkeln:

Da soll noch einer sagen, dass in dieser Ecke von Australien nichts los ist – mag so ein, aber in Mallacoota ist alles anders.
Es endete der gestrige Abend bereits damit, dass an der anderen Seite der Bucht ein mehrstündiges Gewitter niederging. Unzählbare Blitze und Wetterleuchten erfüllten den Nachthimmel vor uns. Wenn ma allerdings die Augen nach oben richtete war klarer Sternenhimmel zu sehen – eine wirklich gewagte Kombination aus Gewitter und sternenklarer Nacht.
Die Nacht selbst war böig und stürmisch, da wir das allerdings schon gewohnt sind haben wir wir Babys geschlafen. Ausserdem steht man besonders gerne auf, wenn in Steinwurf-Weite eine Bakery mit frischen Brötchen das Auge und den Frühstückstisch erfreut.

Des Morgens war das Wetter leider nicht berauschend denn es hatte ein heftiger Sturm aufgezogen und es blies uns der Sand nur so um die Ohren, und leider auch in alle Ritzen des Mobils. Aber gut, wir hatten ohnehin in den nächsten Tagen vor die Planung und die Buchungen für die nächsten Tage zu machen, also warum denn eigentlich nicht gleich heute.
So verbrachten wir dann geschützt den Vormittag und den Mittag in der Hoffnung doch noch später ein wenig Bewegung in die alten Knochen zu kriegen.
Wir hatten zu diesem Zeitpunkt zumindest einen Teilerfolg zu verbuchen, denn die Planung war gemacht, Geld war ausgegeben, aber ans Wandern war nicht zu denken. Nur ein Kurzeinkauf führte uns in die „Stadt“.

Weil sonst nichts weiter zu tun war, ging es mal an die Abendessen-Vorbereitung, was uns auf die Idee brachte, dass zu unserem Grillgut doch hervorragend Chips passen würden. Da das nächste Gewitter bereits am Horizont stand, beschlossen wir nochmals eine Runde zu drehen um nach einem Take Away Ausschau zu halten.
Davor gab es allerdings noch ein Schwätzchen mit Nachbar rechts und Nachbar links. Nachbar links war gerade dabei seinen Wassergraben-Bau abzuschliessen, da ihm das Wasser von der Strasse den ganzen Camper Vorplatz überschwemmt hatte, und das sah seine Frau gar nicht gern.
Camper rechts, der seit 26 Jahren hier her kommt und bis Ende März bleibt, hat eben seine Piratenflagge gehisst was aus seiner Sicht unbedingt erforderlich ist um sein Revier abzustecken.

Da der Himmel immer noch freundlich über uns aussah gingen wir danach einfach los. Mallacoota ist ja mal schnell erkundet, und so fanden wir dann auch einen Take Away für unsere Beilage, und was noch viel besser war einen Fleischhauer gleich daneben.
Den konnten wir uns nicht entgehen lassen, und enterten das Lokal. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass er unsere T-Bone Steaks auch vakuumiert genauso wie unsere Lamm-Koteletts, ging es mit dem ultimativen Gewitter los.
Es war nicht nur eines, sondern gleich mehrere, die genau über Mallacoota standen. Der Donner war ohrenbetäubend, und zwischen Blitz und Donner verging nicht mal 3 Sekunden. Alles gleichzeitig verbunden mit einem Regenguss der kaum zu beschreiben ist.
Zwischenzeitlich versuchte unser Fleischhauer unsere Lammkoteletts zu vakuumieren, als der Strom ausfiel, und der Vakuumierer unsere Koteletts mitten im Vorgang einfach nicht mehr freigab.
Da sassen wir nun, konnten nicht hinaus wegen des Gewitters, konnten unsere Einkäufe nicht an uns nehmen wegen des Stromausfalles und dem Vakuumierer und konnten nur warten.
Das Geräteproblem war dann innerhalb von 5 Minuten nach Anschmeissen des Generators gelöst, weg konnten wir trotzdem noch immer nicht. Also standen wir vor dem Geschäft mit unserer Beute so wie alle anderen Überraschten auch und wartete dass der Regen wenigstens ein wenig nachlässt.
Mittlerweile begann sich die Strasse zu überfluten und es war kein Ende in Sicht. Nachdem dann das Zählen zwischen Blitz und Donner zumindest die Zahl 10 ergab, beschlossen wir loszumarschieren. Dass wir bis auf die Unterhose nass werden wussten wir ohnehin, egal ob wir jetzt noch eine halbe Stunde warten oder nicht. Darum – hilft nichts – bewegten wir uns durch die Wassermassen von oben und unten in Richtung Campground. Natürlich hatte der Regen dann kurz vor unserem Auto nachgelassen – wie es eben so ist – dafür kam auf der anderen Seite wieder einmal ein traumhafter Regenbogen zum Vorschein.
Das war jetzt mal doch genügend Aufregung für einen gemütlichen Tag, aber wir haben uns ja noch nicht zur Ruhe begeben – obwohl wir uns derzeit nicht trauen in unser Schlafzimmer hineinzuschauen um festzustellen ob wir eine trockene Nacht verbringen werden oder nicht.
Ach ja, natürlich haben wir beim Camp derzeit auch keinen Strom, wie wohl halb oder ganz Mallacoota. Drum muss wohl Plan C für das Abendmenü her!

 

31.01.2019 Raymond Island:

Nach dem gestrigen Weltuntergangs-Wolkenbruch waren die darauffolgenden Regengüsse, die ab und zu runter kamen sehr harmlos. Dementsprechend verlief die Nacht trotz einiger Blitze und Wetterleuchten in der Ferne sehr friedlich.
Da heute Aufbruchstag war gestaltete sich der Morgen wie üblich an solchen Tagen, und routiniert wie wir mittlerweile sind und gestärkt mit frischen Brötchen aus der Bäckerei ging es kurz nach 8:00 Uhr los und wir mussten dem verschlafenen Mallacoota auf Wiedersehen sagen.
Um die 250 Kilometer hatten wir heute vor uns – und das vorwiegend auf dem bereits wohl bekannten Princes Highway A1 mittlerweile nicht mehr in Richtung Süden sondern nach Westen.
Die Fahrt selbst war primär durch Wälder, die teilweise auch noch von früheren Buschfeuern gekennzeichnet waren und führte uns nach Lake Entrance zum Einkauf.
Von dort verliessen wir relativ bald den Highway um in Richtung Eagle Point zum Lake King Waterfront Caravan Park abzubiegen. Dort drehten wir allerdings Gott sei Dank gleich wieder um und machten kehrt, denn sogar die Füchse sagen sich dort nicht mehr Gute Nacht weil sie verzogen sind. Ausser verlassener und heruntergekommener Dauercamper-Wagen gab es dort nichts ausser schlechtes Wetter.

Darum beschlossen wir kurzerhand noch ca 10 Kilometer in Richtung und nach Paynesville zu fahren um uns dort den Resthaven Caravan Park anzukucken und nach Unterschlupf zu fragen. Ausser dass wir einen relativ frustrierten Hausherren vorfanden, der bedauerte dass für ihn wohl die Saison nach dem Australia Day vorbei ist, ist es hier sehr nett und wie man vermuten kann auch relativ verlassen und einsam.
Paynesville ist allerdings nur der Ausgangspunkt für unsere eigentliche Mission: Raymond Island. Raymond Island liegt ca. 3 Minuten mit der Fähre vor dem Ort, und dürfte somit die kürzeste Fährverbindung weltweit sein. Jeder andere Nicht-Australier hätte wohl schon lange eine Brücke gebaut, ist aber hier nicht der Fall.
Also setzten wir nach einem kurzen Spaziergang dort hin über auf die vielbegehrte Insel. Warum eigentlich: in den 50er Jahren wurden von Phillip Island 52 Koalas wegen Überbevölkerung nach Raymond Island deportiert. Mittlerweile leben auf der Insel ca. 300 Koalas in den Eukhalyptusbäumen auf der kleinen Insel.
Es führt sogar ein Koala Pfad über die Insel in einer Gesamtlänge von 1,2 Kilometern, wo man vorwiegend die Nase hoch hält und mit den Augen nur die Wipfel und Astgabeln der Bäume absucht, um einen Koala zu erspähen.
Eine nette Bewohnerin zeigte uns das erste Exemplar gleich bei der Fähre in einem Baum schlafend, und somit wussten wir auch für die weiteren wie und auf was wir schauen mussten um sie zu finden.

Zuerst lief uns allerdings ein Ameisenigel (Echidna) über den Weg, der sich von den diversen Passanten bei seiner Futtersuche und der Strassenüberquerung überhaupt nicht stören liess.
Danach ging es aber weiter durch die Haine um nach den Pelztieren Ausschau zu halten. Anfangs war eine Gruppe Asiaten (insbesondere der Enkel) sehr hilfreich, der ziemlich gut im Auffinden von Koalas war. Danach fanden wir sie selber.

 

Die Mehrzahl davon hängt eigentlich nur rum und schläft zusammengerollt in einer Astgabel. Der Sturm pfeift ihnen durch die Ohrenbüschel und sie bewegen sich kein Stück – kein Wunder sind sie doch angeblich von dem vielen Eukhalyptus Fressen immer ein wenig zugedröhnt bzw. besoffen.

 

 

 

 

 

 

 

Einige fanden wir aber doch die sehr gemächlich einige Blätter zu sich nahmen, um danach gleich wieder in Ruhestellung zu verfallen.
Eine Koala mit Baby haben wir auch zu Gesicht bekommen. Ob jetzt schlafend, bekifft, angetrunken oder mässig aktiv – diese Koalas sind einfach zum schreien und am liebsten hätte jeder gerne einen zu Hause.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darum sind wir nach unserer ausführlichen Studie des Koala-Müssigganges sehr zufrieden auf die 3 Minuten Fähre gestiegen und in Richtung Festland übergesetzt.
Der Abend wird in koalischer Gelassenheit bei einem leckeren Abendessen verbracht, Äuglein zu und durchgeschlafen.

 

 

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01.02.2019 Ein tierischer Tag:

Nach einer unerwartet saukalten Nacht für unsere und hiesige Verhältnisse dachten wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück, dass wir schon so viel über Koalas gehört hatten und uns die Einheimischen auch viel erzählt hatten, dass wir diesen faulen Geschöpfen nochmals eine Chance geben. darum haben wir nochmals auf Raymond Island übersetzt, um folgendes herauszufinden:

a) bleibt eine Koala immer auf dem gleichen Baum (was die Suche extrem erleichtern würde)
b) gibt es immer nur einen Koala pro Baum
c) sind Koalas morgens wirklich aktiver als abends

Leider muss man sagen, dass sich alle 3 Thesen nicht bestätigt haben, wir haben wieder gesucht aber auch gefunden. Sie sind genauso faul wie am Tag davor und nicht immer am gleichen Baum.
Trotzdem sind sie immer wieder super sehenswert und unglaublich niedlich.
Aber alles Schauen half nichts, und die Schwärme an Quallen, die die Fähre umschwammen waren auch nicht abendfüllend, und darum sind wir nach einem Besuch in der Bäckerei in Richtung Loch Sport aufgebrochen.
Tragischerweise liegt dieses Loch Sport Luftlinie nur 20 Kilometer von unserem derzeitigen Standpunkt entfernt, da es allerdings eine Landzunge ist, musste diese Bucht komplett umfahren werden – was eine Strecke von 140 Kilometern ergab.

Die Fahrt selbst war ziemlich öde durch abgeerntetes Brachland und alles gelb in grau. Die Halbinsel selbst besteht eigentlich so gut wie nur aus Sand mit ein paar Büschen und bei ein wenig Mühe kann man auf der einen Seite das Meer und auf der anderen Seite das Inlet sehen.

Unser Ziel war hier diesen Coastal Nationalpark zu bewandern und dementsprechend 2 Nächte zu bleiben. Noch während der Anfahrt dämmerte es uns allerdings schon, dass es wohl nicht so sein wird und eine Nacht absolut ausreicht.
Da wir allerdings nicht aufgeben haben wir auch noch die Information am Nationalpark Eingang besucht. Offen war sie schon (zumindest die Tür) aber es war keiner da um uns näher Auskunft zu geben und darum sind wir nur mit einem Flyer bewaffnet auch wieder abgezogen.

 

 

 

 

 

 

Loch Sport selbst hat mit Sport gleich mal so gar nichts zu tun; nun gut, es ist der Beginn des 90 Mile Beach – einer der noch unberührtesten und längsten Strände Australiens. Allerdings ist Loch Sport auch nur ein Refugium für Pensionisten und in der Hochsaison, die leider schon vorbei ist, auch von Touristen besucht – ergo, jetzt ist überhaupt nichts mehr los hier.

Aber wir wissen uns ja wie immer zu beschäftigen und so gesehen ging auch der Nachmittag schnell vorbei. Aus gutem Grund und ein wenig Erfahrung haben wir gegen Abend allerdings unsere Kameras noch nicht verstaut.
Unser Campground, muss man wissen, ist einer der wenigen mit Gras an der Grenze zum Spielplatz des Campgrounds – keine Ferien, keine Kinder, und drum wohnen wir auch hier.
Was dieser Spielplatz allerdings hat ist ein fetter grüner Rasen. Mit Weglegen der letzten Gabel des Abendessens, kam plötzlich ein Schrei von Gerhard und die Aufforderung welches Fotogerät auch immer in die Hand zu nehmen und sofort auf den Spielplatz zu zielen.
2 (eigentlich 3) Kanguruhs grasten in Mitten der freien Fläche – eine Mutter mit gefülltem Beutel und ein Teenager dazu, immer aufmerksam und beobachtend ergingen sie sich am wenigen Grün hier.
Gerhard und Doris waren sofort schussbereit und auf der Lauer und versuchten die Beuteltiere aus unterschiedlichsten Winkeln vor die Linse zu bekommen – einige Male ist es auch ganz gut gelungen.

 

 

 

 

 

 

 

Mehr braucht man an so einem tierischen Tag eigentlich gar nicht mehr – ein grossartiges Morgen- und ein wunderbares Abenderlebnis in freier Wildbahn.

Dankeschön Tag – und gute Nacht !

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02.02.2019 Der Wald hat uns wieder:

Nach der Anzahl der Kakadus, Papageien und sonstigem Vogelvieh zu beurteilen, brauchten wir uns heute morgen keine Sorgen über die Aufwachzeit machen: Sonnenaufgang war angesagt. Mit atemberaubendem Lärm von fast jedem Busch und Bäumchen im Umfeld wurden wir doch einigermassen sanft aus dem Schlaf geholt.
Dann macht man die Zelttür auf, und das erste was einem ins Auge fällt, sind 4 grasende Kangaruhs beim Frühstück. So kann ein Tag schon mal losgehen.
Wir haben es den Beuteltieren gleichgetan, haben lecker unsere erste Malzeit des Tages genossen, gemütlich abgebaut und sind so gegen 8:30 Uhr losgefahren.
Die Strecke, ident wie den Tag davor, hatte bis hinaus auf den Princess Highway nicht mehr zu bieten als zuvor, auch noch weiter ging es wieder durch absolut flunder-flaches Agrargebiet. Die Fahrerei also war super öde.

Allerdings dann bei Yarram biegt man ein kleines Stück ins Tarra Valley ab, und schon schaut die Welt ganz anders aus.
Der Tarra River ist ein kleiner bernsteinfarbener Fluss, der ein hübsches sehr grünes Tal geformt hat.
Regenwald und Farne an beiden Seiten der 1,5 Spuren breiten Strasse führten uns zu unserem heutigen Campground: dem Tarra Valley Caravan Park.
Ganz im grünen am Flüsschen, wenig Camper auch hier und unter riesigen Bäumen. Ein wirklich liebevoll gepflegtes verschlafenes Plätzchen.
Die Eigentümerin/Gastgeberin klärte uns gleich einmal über die Möglichkeiten im Nationalpark auf, welche Wasserfälle derzeit keine Wasserfälle sind, und wo man ein wenig herumwandern kann.

Da es noch früh am Tag war, denn wir waren schon gegen 10:30 Uhr hier, setzten wir uns nach dem Aufbau und einer kleinen Genusszigarette ins Auto und fuhren bis zum Tarra Valley NP Visitor Center.
Der Parkplatz war so gut wie leer, dementsprechend war das Visitor Center auch geschlossen, nur ein paar vorwitzige Papageien flogen schnorrend durch die Gegend.
So weit dachten wir kann man sich in diesem Nationalpark nicht verirren, und gingen einfach los. Leider ist es hier wohl auch so, dass der Plan mit den tatsächlichen Namen der Tracks so überhaupt nicht übereinstimmt. Da wir allerdings ohnehin keinen Gewaltmarsch vorhatten, war die Wahrscheinlichkeit sich zu verirren auch denkbar gering.
Allerdings gelang es uns im ersten Anlauf nicht die vielbesagte Hängebrücke des Nationalparks zu finden – erst beim zweiten Mal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotzdem war es ein/zwei wunderschöner Walk, mit noch sehr naturbelassenen Wegen wo nicht alles ausgeholzt ist. Manchmal musste man sich ein wenig durch das Farn tanken und über ein paar umgefallende Bäume steigen, aber die Gewalt des grünen Waldes hat uns auf jeden Fall nach so viel Sand wieder sehr gut getan.
Nach ca. 7 Kilometern, der Hängebrücke und 2 Loops waren wir wieder retour und sind zufrieden nach Hause gefahren. Den Rest des Nachmittags verbringt man mit Füsse hochlegen, geniessen dass man überhaupt keine Kommunikation mit der Aussenwelt hat und einfach in die Wipfel schauen. Alternativ kann man auch eine ca. 5 minütige Wanderung zum Tarra River und wieder retour machen – aber nur wenn man will.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Also wird der Abend genauso gemächlich verlaufen wie der Tag gemütlich begonnen hat – mal sehen vielleicht kommt hier ein Bergkangaruh vorbei, oder was auch immer. Spuren dafür gäbe es genug – und wir sind ja immer schussbereit.

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03.02.2019 Endlich Sommer:

So ohne Internet und Telefon lebt es sich eigentlich auch ganz gut. Allerdings wollten wir unbedingt das örtliche Telefonhüttel (Münztelefon) ausprobieren. Notwendig war es nicht unbedingt, aber nach dem ersten gescheiterten Versuch ging es ums Prinzip. Lesen bildet manchmal eben schon, und nach Herausfinden der geeigneten 4 Ziffern zu Beginn konnte man auch problemlos mit Europa kommunizieren.
Ansonsten war der Abend ruhig und wir belohnten uns mit dem schön gelegenen und ruhigen Campground und einem T-Bone Steak vom Grill.
Ausgeschlafen und wunderbar gefrühstückt ging es dann heute nicht besonders weit – nur ca. 100 Kilometer – weiter in Richtung Westen. Unser heutiges Ziel ist Yanakie an der Grenze zum Wilson Promontory National Park, angeblich dem meist geschätzten in Victoria.
Diee Fahrt war kurz aber grösstenteils langweilig, da nur kerzengerade aus durch absolutes Flachland – so wie gestern schon.
Einerseits hat man das wunderbare Tarra Valley, total ruhig, grün und kühl, und kaum biegt man um die Ecke bei Yarram gibt die Landschaft schon gar nichts mehr her. Aber diese Art der Gegend wird uns auf der grossen Reise nach Esperance wohl noch eine ganze Weile – ca. 2000 Kilometer um genau zu sein – begleiten.
In jedem Fall erreichten wir nach einem kurzen Einkauf in Yarram und in Foster inklusive Tankstop unser heutiges Ziel: den Yanakie Caravan Park bei 37 Grad im Schatten.
Wie man sich vorstellen kann, fiel unser Strandspaziergang sehr kurz aus, einerseits wegen der Länge des Strandes (und besonders hübsch ist er auch nicht) und andererseits wegen der Temperaturen.
Also ging Gerhard daran einen Sonnenschutz mit extra dafür gekaufter Plane an unserem Auto anzubringen. Ziel ist: schnell rauf, schnell runter und ausreichend Schatten für die vielen kommenden sauheissen Tage.
Was soll man sagen, natürlich hat es funktioniert, und wir konnten den Nachmittag einigermassen geschützt herumhängen – nur an die lästigen Fliegen muss man sich gewöhnen. Mit der Zeit wird es allerdings immer besser, und wenn sie nicht beissen oder stechen irgnoriert man sie irgendwann.

Unser Vermieter hat extra bei der Auswahl unseres Campground darauf Rücksicht genommen, dass Sturm angesagt ist: heute Nacht von Landseite und übermorgen von Seeseite – darum wurden wir auf einen halbwegs von Cabins und Büschen umgebenen geschützten Campground einquartiert.
Echt nett der Hr. Campground-Besitzer – allerdings ist die Auswahl der zur Verfügung stehenden Campgrounds auch sehr gross, da auch hier die Saison vorbei ist und natürlich fast gar nichts mehr los.

Morgen werden wir dann nach einem angesagten Temperatursturz von ca. 15 Grad die Wanderschuhe anziehen und versuchen den Wilson Prom zu Fuss zu erkunden. Einige Wanderwege haben wir schon im Auge, und wir werden sehen was Sturm und Temperatur an ausgedehnten Spaziergängen/hikes so erlauben.
Jetzt wird auf jeden Fall noch feretig herumgehangen und genossen, dass die Nachttemperaturen zumindest auf um die 23 Grad sinken werden.

 

 

04.02.2019 Ein National Park im Rauch:

Eigentlich wollten wir es uns hier am Wilson Promontory NP 3 Tage einfach gut gehen lassen, ein wenig wandern und uns die Gegend ansehen. Immerhin ist dieser Nationalpark als einer der schönsten Victorias beschrieben. Nach der gestrigen Hitzeschlacht war auch eine durchaus moderate Temperatur für den Tag angesagt, also stand ausgedehnten Wanderungen nichts im Wege.
Nur eins allerdings: wenn man in der Früh die Nase aus dem Zelt hält und es riecht verdächtig nach Rauch, dann kann man vermuten, dass da irgendwo ein Bush Fire in der Gegend ist.
Und genauso war es auch: im Wilson Prom vis-a-vis an der östlichen Seite des Nationalparks stand ein Buschfeuer lt. Homepage des Staates Victoria, das zwar untere Kontrolle war, aber seine Rauchschwaden über den ganzen Nationalpark inklusive Umland verpestete.

Wir wollten aber noch nicht aufgeben, und dachten uns wenn wir an die Westseite des Nationalparks fahren, von wo übrigens auch der Wind kam, wird die Luft wohl um einiges besser sein, und man kann sich dort auch einigermassen normal bewegen und atmen.
Also fuhren wir los, allerdings je näher wir dem Nationalpark kamen umso ärger wurde das kurzfristig. Dichter Rauch-Nebel hing über den Hügeln und Wäldern und man traute sich eigentlich kaum zu atmen.
Allerdings angekommen an unserem geplanten Startpunkt, dem Parkplatz an der Whisky Bay, sah es einigermassen besser – nicht gut, aber besser – aus. Darum begannen wir erst einmal den Whisky Strand zu erkunden wieder einmal mit wunderbaren roten Felsen und einem weissen Sandstrand.
Von dort weg führte uns der Weg über Hügel, Sand und Dünen zur Picnic Bay. Teilweise führte uns der Weg durch dichtes Unterholz, und man konnte leicht erahnen, wenn hier nur ein Streichholz fiel, steht alles unter Feuer – so wahnsinnig trocken war der Wald.
Von der Picnic Bay gingen wir noch ca. 1,5 km weiter zur Squeaky Bay, einem wunderbaren langen Sandstrand mit Boldern in rot, grau, braun und gelb gehalten. Dort herumklettern machte auch viel Spass, und vor allem die Dimensionen im Verhältnis zur Körpergrösse mal zu sehen und sich zu fragen, wie sind diese Dinger bloß hier hin gekommen.
Nichts desto Trotz ging uns schön langsam die Luft aus. Besser gesagt, sie wurde einfach nicht besser, und so wie es aussah war auch nicht zu erwarten, dass es irgendwo aufreisst und durchzieht. Also beendeten wir mit einer Kehrtwendung unsere Wanderung und gingen den gleichen Weg wieder retour zum Auto und ebensolches in Richtung Camp.

 

 

 

 

 

 

 

Dort angekommen, wollten wir den Nachmittag noch abwarten ob sich irgendetwas bessert, sind aber schnell zur Überzeugung gekommen, dass es keinen Sinn macht unsere Lungen noch weiter zu beanspruchen, und haben schnell einen Plan B gemacht.
Dieser Plan B folgte in jedem Fall primär nur dem Ziel: raus aus dem Rauch und weit, weit weg. Das hiess in diesem Fall ein Anruf beim Discovery Park in Melbourne ob wir denn nicht schon 2 Tage früher als geplant vorbeischauen können. Nach erfolgter positiver Rückmeldung waren wir auch schon auf dem Weg: Melbourne war angesagt.
Auf dem Weg dorthin wurde der Rauch und die Rauchschwaden streckenweise noch schlimmer als bereits beim Wilson Prom. Man musste einfach nicht, ob sie Ursache noch des selben Bushfires waren, oder ob irgendwo anders noch weitere tobten. In jedem Fall war die Fahrt relativ entrisch, denn man wusste nicht wie lange es noch dauert, bis wir wieder ordentlich Luft hohlen dürfen.


Auf der Höhe der Abzweigung zu Philip Island klarte die Luft dann endlich auf – das war allerdings schon gut 100 Kilometer nach Abfahrt, die wir im Nebel gefahren sind.
Und so ritten wir über einen der unzähligen Highways in Richtung Melbourne eben in dieser Stadt ein.
Nun haben wir 2 Tage Kultur bzw. Städtetourismus vor uns. Man muss allerdings sagen, wenn man sich die Abendhimmel ansieht, weiss man auch hier nicht, sind die schnell ziehenden Wolken wirklich richtige Wolken oder Rauch von irgendeinem Buschfeuer rundum. Auf jeden Fall riecht man keinen Rauch mehr – oder aber wir riechen ihn nicht mehr. Die Nacht über werden wir ihn auf jeden Fall noch haben, da 12 Stunden rauchiges Umfeld für unser Zelt genug Zeit war, um wie am Lagerfeuer zu riechen.

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