Nach einer relativ durchwachsenen weil lauten Nacht, sind wir auch schon gegen 6:00 Uhr morgens auf der Matte gestanden. Anscheinend hat der Melbourne International Airport seine Einflugschneise umgedreht, und sie sind uns ab früh morgens durchs Zelt gebrettert.
Einsatzfahrzeuge hatten wohl auch Ausfahrt in der Nacht, und einen ultimativen Dauerschnarcher hatten wir auch – also nichts wie weg hier.
Da Woolworth nur einen Steinwurf von uns entfernt ist, haben wir noch für die kommenden 3 Tage gebunkert, und sind dann los aus der Stadt hinaus. Der Frühverkehr hat uns nur kurz gebremst auf unserm Weg nach Geelong zuerst. Von dort weg wurde es ruhiger und wir sind am späteren Vormittag (ca. 10:30 Uhr) schon beim Big 4 in Anglesea angekommen.
Reservierungen sind zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich notwendig, obwohl man die Nähe zu Melbourne merkt (nur ca. 120 Kilometer) und viele die erst angekommen sind nutzen diese Gegend als ersten oder auch als letzten Zwischenstop.
In jedem Fall, nachdem wir uns eingerichtet hatten, schauten wir uns die Gegend einmal an. Anglesea liegt einerseits an der Grenze zum Great Otway National Park und ist andererseits am Anfang der Great Ocean Road angesiedelt – sonst kann es nicht sehr viel und ist dementsprechend sehr klein geraten.
Trotzdem hat es einen beeindruckenden Surferstrand, wo sich die Surfschüler nur so stapeln – natürlich immer unter den wachenden Augen der Bay Watch Aussies.
Der Strandspaziergang gab uns auch einen allerersten Eindruck was uns in den nächsten Tagen erwarten wird. Viel Küste, viele Farben, viel Strand, viele Wellen und vor allem eine wunderschöne Strecke.
Sandstein Wände ziehen sich an den Stränden hoch, und die Felsen sind sehr eisenhaltig, was man beim Anfassen gleich mal hautnah mitbekommt. Im Ganzen also erst mal ein sehr gelungener Eindruck.
Wie gesagt, Anglesea ist sehr überschaubar, was auf unserem Big 4 allerdings wieder einmal nicht fehlen darf, sind ein Campground Kangaruh und ein herrischer weisser Kakadu, der den gesamten Campground unter Kontrolle hat.
Schön, wieder aus der Stadt draussen zu sein, und ein neues Abenteuer in unbekannten Gefilden zu beginnen – auf die Great Ocean Road freuen wir uns schon ganz besonders. Darum haben wir uns auch die nächsten Tage ziemlich genau in der Mitte einquartiert, um sie in beide Richtungen erforschen zu können.
08.02.2019 GOR – die erste Etappe:
Eigentlich war die Nacht sehr ruhig, abgesehen vom Geschnatter der uns umzingelten Asiaten. Trotzdem war durch den Vogel-Wecker schon um 6:00 Uhr Tagwache, allerdings auch nicht zu spät um den Camp-Kangaruhs beim Frühstück um uns herum zuzusehen. Diesmal nicht eines, sondern eine ganze Brigade an Kangaruhs, die sich genüsslich am frischen Gras rund um den Kunstrasen auf dem wir wohnten die Beutel vollschlugen.
Aber von Tierbeobachtung allein kommt man auch nicht weiter, also packten wir unsere Sachen zusammen, und machten uns auf den Weg auf der Great Ocean Road (GOR). Auf dem Programm standen heute kleinere Spaziergänge und Wanderungen am Weg um einen ersten Eindruck von dieser gigantischen Küstenlandschaft zu bekommen.
Für den ersten, sehr positiven, Eindruck mussten wir auch nicht sehr weit fahren. In Aireys Inlet nach ca. 8 Kilometern wartete der Split Point Leuchtturm auf uns mit einem wunderschönen Inlet – wie der Name des Ortes schon sagt – und einigen Klippen von oben und vom Strand aus zu bewandern.
Die Stimmung in der Früh war genial, da nicht ganz wolkenlos aber die Sonne versuchte sich schon durch einige dunkle Wolken durchzukämpfen. Damit bekamen wir auch einen ersten Eindruck vom Farbenspiel, das diese Landschaft zu bieten hat.
Danach ging es weiter die Küste entlang nach Lorne, wo wir weitere Informationen bei der Touristeninformation einholen wollten – aber ausser dass die Besichtigung von Wasserfällen fast aussichtslos mangels Regens ist, konnten wir nichts weiter in Erfahrung bringen was wir nicht ohnehin schon wussten.
Allerdings dachten wir uns, wir geben dem Sheoak Fall eine Chance – Chance hatte er, Wasser hatte er keines, also drehten wir um, sobald wir das erkannt hatten. Das heisst wir drehten auf halbem Weg um.
Aber egal, wir waren mit dem Tag noch nicht fertig, und so cruisten wir weiter nach Apollo Bay, primär zur nächsten Touristeninformation um ähnliches zu erfragen.
Hier bekamen wir zusätzliche Informationen über lohnenswerte Wanderziele, wo man die besten Muffins der Stadt einkauft, und wo es frischen Fisch gibt.
Das führte dazu dass wir noch einen Runde in Apollo Bay drehten, was unseren Eindruck eine Minderheit zu sein noch weiter verstärkte. Man kann nur sagen „Apollo Bay ist besetzt – aber so richtig“. Es gibt so gut wie kein einziges Geschäft, Lokal oder Restaurant das nicht zusätzlich in chinesisch angeschrieben hat, und australisch oder sonst irgendwie westlich aussehende Menschen sind de facto sehr, sehr unterrepräsentiert.
Darum und nach nur halb erfolgreichem Einkauf waren wir dann auch schon gleich wieder weg, und steuerten unseren heutigen Campground – den Bimbi Park – an. Hier werden wir die nächsten 3 Nächte verbringen, nicht nur weil er relativ zentral an der GOR liegt, sondern weil auch versprochen wird, dass man unter Koalas schlafen wird.
Dritten uns eigentlich offiziell am wichtigsten ist, dass Bimbi Park nur wenige Kilometer von Australiens wichtigsten Leuchtturm – dem Cape Otway Lighthouse – entfernt liegt. Dies trifft zumindest für das australische Festland zu, denn wir sind uns aus unserer Erfahrung sicher, das Tasmanien in jedem Fall etwas dagegenhalten kann.
Also mieteten wir uns jetzt für die kommende Zeit ein, bauten auf, und zogen die Wanderschuhe an. Der Weg zum Lighthouse war mit 40 Minuten in eine Richtung angegeben, sollte also ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang werden. Diesmal haben sie es allerdings mit den 40 Minuten selbst für uns, die wirklich nicht langsam sind, ernst gemeint.
Durchs Hinterland mit Buschwerk und Dünenlandschaft schleicht man sich von Hinten ans Lighthouse an – und kommt natürlich nach getanen 3,5 Kilometern auf einem Parkplatz raus.
Macht auch nichts, zumindest haben wir uns bewegt, haben 2 Pensionisten-Eintrittskarten gekauft, und das Lighthouse Gelände betreten. Dort steht nicht nur der Leuchtturm sondern es gibt auch eine alte Funkstation und Nebengebäude zu besichtigen. Aber am wichtigsten ist, dass man den Leuchtturm hinaufsteigen kann, und damit einen 360 Grad Blick über die Küste und das Hinterland bekommt, wenn einem der Sturm nicht gleich wieder hinunterbläst.
War in Summe eine sehr nette Wanderung, obwohl es hin und wieder ein wenig gepritschelt hat.
Zurück im Camp angekommen ging es jetzt endlich darum, die viel versprochenen unzähligen Koalas in den Bäumen zu finden. Eigentlich gab es heute nur einen, und dafür mussten wir nicht einmal aus dem Auto raus, wenn wir nicht wollten. Der sitzt immer noch auf dem Eukhalyptus Baum am Nachbar-Campground, schläft wie alle Koalas meistens, und ab und zu zieht es sich ein paar Blättchen rein.
Zum Fotografieren also sehr praktisch, lästig sind nur alle anderen Camper, die auch nur genau diesen Koala gefunden haben und uns dementsprechend fast die Bude einrennen.
Morgen werden wir dann wetterabhängig ein wenig weiter in die GOR vordringen um uns weitere überragende Formationen und Küstenabschnitte anzuschauen und zu dokumentieren. Für heute heisst es allerdings für die Nacht gut einwickeln – denn von Hitzewelle kann im Moment keine Rede sein.
Unser Camp-Koala hat uns per heute in der Früh auch verlassen, und hängt wohl an einem anderen Baum herum. Kein Wunder, denn es hat die ganze Nacht gewindet und immer wieder geschüttet, was allerdings unserem Tiefschlaf keinen Abbruch beschert hat.
Allerdings hielt das Regenwetter lt. Bericht und auch in Wahrheit noch in der Früh und den ganzen Vormittag an. Zuerst entschieden wir uns mal ausgiebig herumzuhängen und ausgiebig zu frühstücken, aber irgendwann ist das auch nicht mehr lustig.
Es sollte gegen Mittags aufreissen, und auch am Nachmittag schön werden. Mit Wanderungen in der Umgebung war es aber trotzdem nichts, weil einfach zu nass, und darum entschlossen wir uns kurzerhand heute schon in Richtung Westen und zu den 12 Aposteln zu fahren.
Die Strecke ist zwar kurz – nur ca. 77 Kilometer – aber durch den West-Sturm von Seeseite doch relativ anstrengend gewesen.
Ab cirka 1 km vor dem 12 Apostel Visitor Center beginnt dann gleich mal eine 40-er Zone mit Richtungszäunen rechts und links von der Strasse, was erahnen lässt was dort so los ist.
Viele dienstbare Uniformierte organisieren den Parkplatz mit all den Bussen, Vans und PKWs, und Gott sei Dank bekamen wir auch noch einen auf dem regulären Gelände und nicht auf dem Overflow Parkbereich.
Also zog sich wie erwartet eine Karavane von Touristen in Richtung Look Outs zu den 12 Aposteln. Vor allem bemerkenswert war, dass die kleinen dünnen Asiaten vom Sturm an der Steilküste nicht einfach weggeweht wurden.
Schwer war allerdings das Fotografieren, denn mit den vielen Böen konnten wir die Kameras kaum gerade halten.
Aber wir standen dort, und liefen dort herum: die 12 Apostel – die mittlerweile nur mehr 7 sind – in epischer Breite. Und es blieb uns der Mund offen. Unfassbar beeindruckend und schön, und dank dem durchwachsenen Wetter von der Stimmung her genial.
Wir versuchten von allen Plattformen und aus allen Lagen das Szenario festzuhalten, und auch nicht darauf zu vergessen einfach nur zu staunen. Ein riesiges Getöse, starker Wind (der wahrscheinlich immer so extrem ist) und schon hatte man fast die 1000-den anderen Schaulustigen vergessen.
Einfach grandios.
Da wir allerdings noch nicht genug hatten, und die nächste Sensation nur 3 Kilometer weit weg ist, fuhren wir auch gleich noch weiter zur Loch Ard Gorge.
Das ist nur die Bezeichnung für eine Fülle an Lookouts, einerseits mit der Gorge, andererseits kann man in diverse Höhlen, eingebrochene Brücken hinunterschauen, Flusszuläufe sehen, nur die Brandung die an den Steilwänden hochbraust bestaunen – oder wie wir auch nur blöd schauen.
Wir sind einfach platt, fasziniert und absolut voll mit Bildern im Kopf – man kann es sich eigentlich nur ansehen denn Worte tun nichts für diesen Platz.
Zurück angekommen, haben wir beschlossen wieder einmal eine Planänderung zu machen, an dem Gesehenen morgen nochmals vorbeizuschauen und noch weitere gleichartige Küstenabschnitte zu besuchen – wie z.B. die London Bridge oder die Bay of Island. Ob es schlimmer wird wie heute, wissen wir nicht – der Mund wird uns aber sich wieder offen stehen bleiben.
Ach ja, wir haben wieder 2 Koalas im Camp auf dem Baum gesichtet – ohne Frage, natürlich auch super !!!!
10.02.2019 GOR – Gleicher Ort anderer Tag:
Der Beschluss war gestern schon gefasst, dass wir entgegen unserer ursprünglichen Planung einen Tag früher aus Bimbi Park verschwinden, und uns weiter in Richtung Westen begeben. Nicht zuletzt aus dem Grund, dass wir ansonsten 3 x an den 12 Aposteln die Great Ocean Road entlang fahren müssten, und es irgendwann ausserhalb der Richtung gewesen wäre nach Bimbi zurückzukehren.
Also schnürten wir des morgens unsere Ränzlein – wieder einmal in affenartiger Geschwindigkeit, weil es zu piseln begann, und das Zelt bis dahin so schön trocken war – und fuhren die 77 Kilometer gleiche Strecke zu den 12 Aposteln.
Auf der Strecke dorthin kamen uns um 8:00 Uhr morgens geschlagene 19 Autos entgegen, also die perfekte Zeit um nochmals bei den 12 stehenzubleiben.
Wie angenommen war der Parkplatz noch so gut wie leer, und die ersten Touristenbusse rollten erst bei unserer Abfahrt an.
Diesmal erschienen die Felsen der GOR in einem ganz anderen Licht. Das Wetter war durchgehend bewölkt, die Sonne konnte nicht wirklich durch die Wolkendecke durch, der Himmel war eher grau und es war Ebbe.
Im Verleich zum Vortag war der Ausblick gleichermassen grossartig, aber die Stimmung war total anders. Noch dazu kam, dass kaum Wind an der Küste war, nicht zu vergleichen mit dem Sturm am Tag davor.
Wir gaben uns allerdings, wie zu erwarten war, mit den Aposteln nicht zufrieden. Vom Visitor Center aus führt eine kurze Wanderung zu den Gibson Steps. Wie der Name schon sagt, einige Dutzend Stufen hinunter an den Strand der Steilküste. Dieser Küstenabschnitt ist nur bei absoluter Ebbe begehbar, und dementsprechend waren wir gut beraten auch schon des Morgens dort zu sein.
Ist man erst einmal unten am Strand und die Flut käme, gibt es keinen Ausweg. Man kann nirgends hochsteigen oder kraxeln – man ersäuft höchstwahrscheinlich einfach.
Auf dem Weg weiter liessen wir allerdings diesmal die Loch Ard Gorge aus – ziemlich prepotent von uns, aber damit kann man gut leben.
Andererseits haben wir von da an, JEDEN Lookout angefahren der auf der gesamten GOR nur anzufahren war.
Begonnen hat es dann mit The Arch, gefolgt von der London Bridge.
Bei beiden, und auch bei den folgenden Lookouts und Küstenabschnitten war das wunderbare Getöse der ankommenden Flut zu beobachten. Vor allem die sich aufbauenden sehr grossen Wellen, die sich auch noch überschlugen, waren super beeindruckend, und man hat von der Kraft des Wassers kaum eine Vorstellung.
Nach der London Bridge trieb es uns dann weiter zu The Grotto, gefolgt von der Bay of Martyrs und zum Abschluss auch noch die Bay of Island.
Das war dann aber auch wirklich der letzte Luki Luki den wir auf der GOR machen konnnten, und wir haben noch mit der Durchfahrt durch „the last town on the Great Ocean Road“ – Nullawarre – abgeschlossen.
Unsere heutige Übernachtung brachte uns zu guter Letzt nach Warrnambool, was an sich nicht weiter erwähnenswert ist. Wir werden uns diese „Metropole“ nicht einmal im Detail ansehen, sondern morgen zu einem grossen Schlag mit mehr als 500 Kilometern in Richtung Kangaroo Island ausholen.
Also gute Nacht jetzt, und morgen ist ein Fahrtag angesagt.