2018 Schweiz – Ostschweiz — Bericht

25.05.2018 – Die Reise von Südtirol in die Schwiz

Eigentlich ist an diesem Tag nicht viel los, aber allerdings schon ein bissl: es ist ein reiner Fahrtag; 433 km klingen nicht viel, allerdings sagt unser schlaues Navi, dass wir dafür 9 Stunden brauchen. Warum eigentlich haben auch wir uns gefragt: weil wir wieder einmal als Mautflüchtling unterwegs sind, und Autobahnen vermeiden.

Dementsprechend kann man vorab aus Südtirol, da wir nur mehr ca. 25 km dort verbracht haben, nur von einer sonnigen aber noch kalten kurzen Reise mit einigen Impressionen von Burgen, Schlössern und Bergerl berichten.

 

 

 

Das erste angesteuerte Ziel in der Schweiz dann war St. Moritz. Stehengeblieben sind wir nicht, nicht nur weil wir uns wahrscheinlich nicht einmal das leisten können, aber weil es eigentlich auch nicht wirklich etwas hergibt. Aufgrund einer kleinen Unpässlichkeit haben wir sogar eine Ehrenrunde gedreht, hat aber auch nicht geholfen.

Dann ging die Passreise los: der Ofenpass zuerst noch vor St. Moritz, der Julienpass gleich hinter St. Moritz. Alle sehr gemütlich zu fahren, wären da nicht grundsätzlich die emsigen Schweizer.

Auf der gesamten Reise begleiteten uns mindestens 25 Kurzbaustellen, alle mit Ampelregelungen und das mitten in den Alpen um immer wieder kleine Löcher gerade aufzumachen oder zuzuschütten. Es begann uns bereits mürbe zu machen.

Auf dem nächsten, geplanten Pass – dem Oberalppass – standen wir schon wieder. Diesmal aber aus einem anderen sehr natürlichen Grund: es dürfte sehr kurz vor uns ein Schneebretterl auf die Fahrbahn gerutscht sein, und es musste in beide Richtungen gewartet werden bis der Bagger die entsprechenden Schneemassen zumindest einspurig von der Fahrbahn geschaufelt hatte.

 

Pausen machten wir eigentlich außer Tanken keine, weil die Navianzeige einfach die Zeit nicht herunterzählen wollte. Beim Vierwandstädtersee angekommen, waren es noch ungefähr 120 km und noch immer um die 4 Stunden.

Jetzt wissen wir auch die unterschiedlichen Gründe dafür: erstens als Mautflüchtling fährt man durch JEDES Kuhdorf am Weg, zweitens es ist Traktorsaison und drittens ist dieser Vierwaldstädtersee so verbaut, dass er aus unterschiedlichen in sich zusammenfließenden einzelnen Seen besteht und außerdem zur Freude aller Urlauber unglaublich viele kuschelige Buchten und Kleinstrände hat. Diese mussten natürlich auch ausgefahren werden.

So da uns am Ende des Vierwaldstädtersees auch noch die Durchfahrt in Luzern erwartete, braucht man über die Zeit gar nicht mehr reden.

Durch Luzern endlich durch, waren es nur mehr ca. 30 km, und ein kleines Pässlein wartete noch auf uns: der Kaiserstuhl. Eigentlich ist der Name Pass fast schon übertrieben, es reichte allerdings das ein vollgepackter Reisebus bergauf liegen blieb, und wie man sich denken kann ging auch hier dann dar nichts mehr – außer weitere + 30 Minuten.

Schlussendlich waren wir in Interlaken und standen vor der Hausnummer 18 in der Hauptstraße – UND da war nix.

Ein hilfsbereiter Schweizer, der uns offensichtlich unsere Verzweiflung ansah, klärte uns dann auf, das Interlaken aus 3 Orten besteht, und jedes dieser Interlaken hat eine Hauptstraße. Selbstverständlich waren wir in der falschen Hauptstraße.

Durch tatkräftige Unterstützung eine Bäckereifachverkäuferin und des bereits erwähnten Schweizers haben wir es dann geschafft: nach 9 Stunden und 433 km waren wir da: im Post Hardermannli in Unterseen/Interlaken.

Fertig mit der Welt und mit den Nerven gab es in der Pizzeria im Erdgeschoss noch schnell mal eine Pizza und einen ausgiebigen 8,5 stündigen Schlaf – wir hatten es uns verdient.

Auf dem Weg haben gelernt, dass der ursprüngliche Plan den Rigi zu bewandern, Schwachsinn ist – also saßen wir noch ein sehr kleines Weilchen auf unserem Balkon und schauten uns Mönch und Jungfrau an.

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26.05.2018 Wanderung Grindelwald Grund – Kleine Scheidegg

Also, wenn man den ganzen Abend und Morgen auf die Jungfrau und den Mönch schaut, und weiß, dass da oben auch das Kleine Scheidegg ist, muss man ja wohl beschließen, abschließend noch mal da rauf zu müssen. Falsch, eigentlich war es schon gestern klar, nachdem wir den Rigi gestrichen hatten, das Kleine Scheidegg nochmals zu besuchen.

Im Gegensatz, zu den 4 – 5 vorherigen Male, und aufgrund der Tatsache, dass zukünftige Pensionisten sparen müssen, haben wir diesmal nur beschlossen, dass wir von Grindelwald einfach hinaufwandern.

An alle geneigten bereits Oben gewesenen sei gesagt und diejenigen sollten es wissen, es ist schon ganz schön weit und steil. Na eigentlich weit ist es nicht, weil es sind nur 9,1 km, aber es sind 1100 Höhenmeter rauf zu gehen (für den geneigten Statistiker sei gesagt, dass das mehr als 1 km ist).

Gott sei Dank, gibt es hier im Hadermannli Frühstück bereits ab 7:00 Uhr, und darum konnten wir auch zeitig aufbrechen. Die Strecke Interlaken-Grindelwald/Grund ist nicht weit, es sind nur 15 km, und so waren wir 8:45 Uhr bereit, und standen vor dem „Hügel“.

Das Wetter war ein wenig bedeckt, was gut war, ansonsten wäre es bei Vollsonne einigermaßen schwieriger gewesen.

Wir machten uns also auf, stiegen über die Außenbezirke von Grindelwald hoch, bis zu den ersten Almhütten. Es ging schnaufend an geschorenen Schafen und Kälbern vorbei, bis zur 1. Etappenstation – Alpiglen. Alpiglen ist die zweite und letzte Bahnstation vor dem Scheidegg, aber mittlerweile vom Ehrgeiz getrieben die restlichen 1,5 Stunden auch noch aufi zu müssen, haben wir uns nicht in die Bahn gesetzt.

Außerdem waren die meissten Höhenmeter bereits bezwungen. Für die Statistiker heißt das allerdings nur, dass bis hierin auf 4,5 km rund 650 Höhenmeter gegangen waren, und lt. unserer Hochrechnung noch 4,5 km übrig waren mit allerdings nur mehr 550 Höhenmeter, also tendenziell „flacher“.

 

Warum sich dieser Bericht so ausführlich mit Zahlen und Statistiken beschäftigt ist einfach: während der gesamten Wanderung von 2 Stunden 50 Minuten muss man das Gehirn irgendwie beschäftigen, um sich nicht zu fragen „Warum mache ich das eigentlich – hab ich einen Knall?“.

 

 

Mittags waren wir oben, das Hotel Belevue hat man schon sehr lange im Blick, was einerseits Motivation ist, aber auf der anderen Seite will diese Hotelburg nicht und nicht näher kommen.

WIR WAREN/SIND SUPER STOLZ – ganz und gar nicht schlecht für unsere Altersklasse.

Oben auf dem Plateau war es wie bereits bekannt: die ganze Schweiz ist besetzt – und zwar von Asiaten. Die Karawane ist endlos lang die sich von der Zahnradbahn auf der einen Seite des Bahnhofes, in Richtung der anderen Seite zum Zugsauftrieb auf die Jungfrau bewegt.

 

 

Da wir manchmal zwar übermütig, aber nicht dämlich sind, haben wir uns 2 Tickets für den Abstieg gekauft, und sind mit der Bahn nach Grindelwald hinuntergefahren, und haben uns dabei von Eiger, Mönch und Jungfrau verabschiedet.

In Interlaken angekommen, blieb uns nichts mehr anderes übrig, als die Füße hochlagern, und das mit gutem Gewissen und stolz geschwellter Brust.

Nach einer derartigen Anstrengung, gabs es am Abend noch ein wohlverdientes Rösti, in sehenswerter Bergbauern-Portionsgröße. Mittlerweile schifft es in Strömen, aber wir werden mit dem leisen Plätschern vorm Haus großartig schlafen.

Morgen geht es schon wieder ein Häuserl weiter und die 2. Etappe unserer Schweizrundfahrt steht an. Wir werden wieder die Baustellen zählen (hoffentlich nicht), aber es gemächlich angehen lassen.

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27.05.2018 – von Interlaken nach Gailingen

Noch eine kurze Rückschau an den gestrigen Abend – so gegen 9:00 Uhr hatte sich das Wetter über Mönch und Jungfrau verzogen, und sie erstrahlten nochmals im Sonnenuntergang.

Morgens um 7:00 ging es zum Frühstück, wir lernten auch ein wenig besser unsere Hausherrin kennen – die Kim aus Neuseeland – mit der wir natürlich auch noch ein Schwätzchen halten mussten, um vielleicht ein paar NZ Geheimnisse mehr zu erfahren.

In jedem Fall ging es kurz vor 8:00 Uhr los, wir verließen Interlaken, und fuhren den Thunersee auf der Seite des Beatenberges und des Niederhorns entlang in Richtung Burgdorf ins Emmental nach Rothrist.

Natürlich fragt man sich, was man bei Rothrist tut. Zu verstehen ist das, wenn man 12 Jahre lang im Durchschnitt alle 4 Wochen von Bern nach Zürich oder umgekehrt mit der SBB reist, und einem jedesmal zwischen Rothrist und Olten die Aarburg ins Auge springt.

Diesmal waren wir dort. Man kann sie leider nicht von innen besichtigen, da es sich um ein Jugendgefängnis handelt, und das schon seit 300 Jahren, aber wir konnten sie quasi anfassen – es war höchst an der Zeit.

Danach ging es weiter nach Aarau, wo wir einen kleinen Zwischenstop machten und uns die Altstadt anschauten. Wie viele kleinere Städtchen in der Schweiz hat auch Aarau einen gut gepflegten kleinen Kern mit alten Fachwerkhäusern, und sehr interessanten Dachgiebeln. Noch ein kleines Päuschen später begaben wir uns dann zu unserem eigentlichen Ziel: Neuhausen am Rhein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Natürlich besucht man die weltberühmten Rheinfälle, die Europas größter (breitester) Wasserfall sind und die auch in der Nacht angeblich beleuchtet werden. Man kann mit kleinen Schiffen fast in die Fälle hineinfahren (das haben sich die Schweizer wohl von den Niagara Fällen abgeschaut) und rechts und links von den Fällen und auch über eine Rheinbrücke spazieren gehen. Voraussetzung ist natürlich, dass man an einem Sonntagnachmittag nicht in einem Touristen Jam stecken bleibt.

Zusammenfassend ist bezüglich der Rheinfälle zu sagen: wir waren auch dort, man muss sie wohl einmal gesehen haben, aber ein zweites Mal muss man nicht. Es ist eben ein bisschen in die Breite gegangener Wasserfall.

Mittlerweile haben wir auch auf dem Weg zu unserem Hotel Rheingold in Gailingen den Überblick verloren. Wir sind mehrmals aus der Schweiz ausgereist, in Deutschland eingereist und umgekehrt. Aufgrund der hier verwendeten Landeswährung befinden wir uns offensichtlich in Deutschland. Allerdings, wenn man einen kleinen Spaziergang zum Rhein hinunter macht, findet man dort eine einspurige Holzbrücke – das quasi Niemandsland und ginge man hinüber, ist man hups schon wieder in der Schweiz. Also alles sehr verwirrend hier.

Aber um dem ganzen Grenzgängereien ein Ende zu machen, geht es morgen über 4 Grenzen wieder retour nach Bayern: raus aus Deutschland, rein in die Schweiz, raus aus der Schweiz, rein nach Österreich, raus aus Österreich und rein nach Deutschland – nach Oberstdorf im Allgäu.

Wir werden uns also das nächste Mal mit einem Bericht aus dem Leberkäsland zurückmelden, um jetzt dann endlich mal von einem Weisswursterlebnis berichten zu können.

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