Man könnte sagen, dass wir vielleicht etwas zu Extremen neigen, aber so sind wir eben. Von der Grossstadt Canberra geht es jetzt nämlich gleich postwendend ab ins Gemüse.
Bei unserer kurzfristigen Recherche ist uns nämlich der Kanangra Boyd Nationalpark – ebenfalls so bei Beiwerk der Blue Mountains – und dort besonders ein Foto von der Nase ins Auge gestochen.
Kurzentschlossen buchen wir also 2 Nächte im Boyd River Campground in der Mitte eben besagten Parks. Die Anreise ist nicht besonders lang, nur ca. 260 km, und mit einem kurzen Einkaufsstop in Goulburn verbunden.
Mit allem Notwendigem bewaffnet, begeben wir uns also über wieder mal eine gravel road in den Nationalpark.
Der Campground ist leicht zu finden, und unserem Wunsch entsprechend komplett leer.
Die Auswahl des aller, aller schönsten Campingplatzes gleich vis a vis vom shelter mit Kamin ist schnell getroffen und unser Camp eingerichtet.
Da dies alles nicht sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat, wir allerdings feststellen mussten das die NRW Nationalparkbehörde sehr geizig mit Track-Beschreibungen ist, müssen wir das selbst in Angriff nehmen. Viel nehmen wir uns nicht mehr vor, da aber der Kanangra Walls lookout nur 7 km entfernt ist, schauen wir am Nachmittag in der Abendsonne dort mal vorbei.
Hier angeschrieben finden wir plötzlich 3 Wandermöglichkeiten:den lookout selbst (Wanderung ist übertrieben), den Kalang Falls Walk und den Plateau Walk.
Für den Kalang Falls Walk reicht das Licht nicht aus, und darum beschliessen wir uns mal ausgiebig am Lookout beit zu machen und einfach mal nur zu schauen: auf die Wall und hinein in die Blue Mountains. Der Blick ist am Abend schon mal atemberaubend, da es bewölkt ist und die Wolken immer wieder unterschiedliche Schatten auf die unendlichen Wälder werfen.
Beseelt und mit einem Plan für den nächsten Tag kehren wir ins Camp zurück, um ebenfalls dort freudigst festzustellen, dass noch immer niemand da ist. Das sollte dann auch die ganze Nacht so bleiben. Wir besiedeln also den Shelter und gönnen uns nach einem leckeren Abendessen noch ein grosszügiges Kaminfeuer als Nachtprogramm bis es dann in die Heia geht.
Leider kommt in der Nacht Sturm auf, der auch den ganzen Tag über anhalten wird, aber trotzdem ist der Schlaf ein gesegneter, denn rundum ist wirklich ausser uns Nichts und Niemand.
Da wir quasi schon vor Ort sind, sind wir auch sehr rasch am nächsten Morgen beim Ausgangspunkt unserer beider Wanderungen: dem Kalang Wasserfall und dem Plateau Walk. Zuerst wir der Wasserfall in Angriff genommen, der uns über unzählige Stufen hinunter bis zum Fall und an ein bernsteinfarbiges Pool führt. Die Sonne steht richtig, und darum können wir da unten am Kalang den Morgen ausreichend geniessen.
Nach dem Aufstieg geht es dann in die andere Richtung los, nämlich aufs Plateau hinüber, wo sich die Wall und die viel versprochene Nase befinden.
Der Walk ist sehr abwechslungsreich und gibt sehr viele Einblicke einerseits auf die Wasserfälle auf der anderen Seite des Tales, in die schroffen Abgründe, auf das nahezu flache Plateau selbst, und auch nach wie vor auf die Spuren der verheerenden Buschbrände 2019/20.
Tapfer kämpfen wir uns an die Klippen heran um Blicke in die Tiefe zu wagen, doch immer siegt der Respekt vor dem Abgrund und die Aussicht in die unendlichen grünen Weiten der Blue Mountains.
Zufrieden kehren wir gegen mittags retour in unser Camp, das sich vorerst mit einem Aussie und später gegen Abend mit noch einigen anderen Mitcampern füllt. Da wir allerdings wohl wie Shelterbesetzer aussehen, kommt uns keiner zu nahe, und wieder können wir den Abend am Kamin nach dem Geniessen eines herrlichen Steaks vom Holzkohlengrill geniessen.
Einziger Wehrmutstropfen im Paradies ist wie bereits gesagt der Sturm, der uns den ganzen Tag begleitet hat und uns nur 5 Grad in der Nacht beschert – aber der Tropfen ist im Verhältnis zum Gesehenen und Erlebten wirklich nur klitzeklein, wo wie wir auf der Nase.