Autor: Gerhard Hermann
Grande Finale
Mit heute morgen ist es wohl vollbracht: die letzte Nacht auf dem letzten Campground ein letztes Mal im Auto übernachtet. Und ja, wir haben gefroren – jetzt reicht es dann aber wirklich !
In der Früh ab 6:00 Uhr gibt es nach dem Frühstück die ultimative Packerei, und die Gewissheit, dass wir im Hotel mit Umschlichten und Organisieren noch einiges vor haben.
So gegen 8:30 machen wir uns dann am Montag Morgenverkehr auf in Richtung Apollo Adelaide. Es sind nur etwa mehr 40 km, das Meer begleitet uns noch eine Zeit lang, und durch die verwinkelte schnellste Route unseres Navis kommen wir auch gut durch.
Die Autorückgabe verläuft ähnlich unkonventionell wie pragmatisch mit einigen Fotos vom Auto, der Übergabe der Forderungen für die Reifengeschäfte, die wir gemacht haben, und dem Anruf um ein Taxi.
Fast hätten wir wieder eine Zitrone im Auto gelassen, aber gleich beim Rausfahren bei der ersten Ampel stoppen wir den Taxifahrer um unseren nervösen und nervigen GPS Tracker noch bei Apollo zu retten.
Im Hotel schlagen wir weit vor der normalen Check In Zeit auf, bekommen aber trotzdem schon unser Zimmer, was sehr angenehm ist.
Denn bis jetzt sind wir mit 2 Bananen, 2 Rucksäcken, 2 Woolworths Einkaufstaschen und 2 Aussie Hüten unterwegs.
Nachdem wir mal alles im Zimmer abgestellt haben, geht es dann relativ bald Down Town, was so gesehen nicht weit ist, denn die North Terrace liegt direkt am Zentrum.
Vieles kommt uns sehr gewohnt vor, denn es hat sich in der Zwischenzeit auf den ersten Eindruck in Adelaide nicht viel verändert.
Wir spazieren also mal die Strasse mit den Universitäten und den Galerien entlang, wobei wir diesmal die Library of South Australia entdecken.
Gleich neben dem Museum of South Australia befindet sich die Art Gallery of South Australia, die wir meinten schon zu kennen. Allerdings dürften wir bei unserem ersten Besuch 2019 nicht genau hingeschaut haben, denn noch weitere unzählige Räume mit unerschiedlichen Ausstellungen konnten von uns heute entdeckt werden. Die zur Zeit stattfindende Warhol Ausstellung schwänzen wir allerdings.
Immer noch auf der Suche nach Aboriginal Art verschlägt es uns dann ein wenig an den Rand der „Altstadt“ mit quasi keinem Erfolg, und darum kehren wir nach einigen Meandern wieder ins Hotel zurück um uns einfach auszurasten – war ja auch schon genug los heute.
Gegen späteren Nachmittag, nachdem wir auch eine Lokalwahl getroffen haben, spazieren wir noch ein wenig an der North Terrace entlang, einem ziemlich neuen Stadt- und Stadionteil bei strahlendem Sonnenschein, was zum Abschluss merklich gut tut.
Insbesondere auch deswegen, weil unser Hotelzimmer einfach nicht warm zu kriegen ist.
Vom krönenden Abschluss wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nichts, aber aufgrund sensationeller Restaurantbewertungen im Netz verschlägt es uns ins Peel St. einem Lokal mit neu interpretierter australischer Küche.
Hätte auch das ultimative Experiment sein können, das in die Hose geht, aber dieses Abendessen war einfach sensationell. Alle drei Gänge geteilt, begonnen mit einem Hühnersalat auf Bananenblüte, einem geschmorten Lamm und einem Erdnussbutter Parfait, haben wir bezüglich Kulinarik jetzt überhaupt keine offenen Fragen mehr. Wir sind uns allerdings durchaus bewusst, dass es sich nur um einen australischen Ausreisser gehandelt haben kann – Fazit: 1 x Adelaide = 1 x Peel St.
Um 5:45 morgen früh geht es dann los: ab nach Hause über Singapore und Frankfurt in ca. 36 Stunden. Mittwoch mittags werden wir dann hoffentlich ohne Verspätung den Hausschlüssel in Kratochwjle in die Tür stecken und nach 3 Monaten zu Hause angekommen sein.
Der letzte Strand
Nachdem wir uns von unserem letzten Gorge-River-Walk erholt hatten, beschliessen wir auch mal was auf der kulturellen Ebene zu machen. Darum fahren wir nach McLaren Vale, wo sich wohl eine Unzahl von Künstlern unterschiedlichster Richtungen niedergelassen hat. Es regnet auch immer wieder, und darum ist auch an lange Spaziergänge nicht zu denken. Wir besuchen unterschiedliche Galleries, aber wie man an der
Kurzfassung des Tages erkennen kann, sind zwar ab und zu bemerkenswerte Teile zu sehen, z.B. bei Micky Barlow Aboriginalkunst oder in Red Poles, aber nichts nachhaltiges für uns. Darum beschliessen wir nachmittags noch einen kleinen Beachwalk einzulegen, und ramscheln ganz einfach.
Damit wären wir auch schon am 2.4. – und somit am Morgen nach unserer letzten Zeltnacht in South Australia – und auf diesem Urlaub. Kalt ist es gewesen, so wie die letzten 14 Tage in der Nacht, aber mittlerweile haben wir Wickel- und Schlaftechniken gefunden, die uns doch wohlige Wärme und einen gesegneten Schlaf bieten.
Heute ist Sonntag, und der Tag des Flohmarktes in Christie Beach. Klar muss man sich das ansehen, um zu erkennen, dass Australier in ihren Garagen wohl genau das gleiche Klumpert haben wie wir zu Hause, oder vielleicht auch noch ein wenig mehr davon. Schon skuril, was man da so zu sehen bekommt – aber so sind Flohmärkte eben.
Nach einem kurzen Abschlusseinkauf, steht allerdings der letzte Beachwalk der Saison an.
Von uns aus gesehen macht es den Eindruck, dass man da ganz entspannt an den Dünen am Meer entlang kilometerweit spazieren gehen kann – und genau das wollen wir auch machen.
Schilder lesen könnnen sollte man dabei allerdings nicht vergessen, denn bereits 1 km nach Ende des Christie Beach war schon gleich mal kein Weiterkommen, da wir an einem Cliff kehrt machen mussten.
Ja, der entsprechende Beachwalk durchgehend die ganze Küste entlang ist geplant – aber das anscheinend auch nicht erst seit gestern. Darum quasi wieder zurück zum Start, und die Strasse über den Klippenkamm drüber, um auf der anderen Seite auf den Beach von Port Noarunga. Dieser Strand ist dafür auch wieder kilometerlang und hat vorgelagert das Noarunga Reef, mit 1,6 km Länge und nur bei Ebbe sichtbar.
Strandleben gibt es heute einiges, und wir spazieren den Noarunga Beach bis zum Ende, wo der Onkaparinga Fluss (den wir vom River Walk nur zu gut kennen) ins Meer mündet.
Der Onkaparinga wird noch durchschritten, und ebenfalls wieder über den Klippen in die nächste Bucht hineingeschaut, bis wir wieder kehrt machen und nach Hause zurückkehren, wo noch eine ganze Menge Abschlussarbeit auf uns wartet.
Ein Zelt gehört reisefertig verstaut, alles mögliche ausgemistet und entsorgt, Sachen zusammengelegt und geschlichtet, usw. usw. – was eben zu tun ist, wenn man endgültig die Zelte abbricht.
Für morgen, unserem letzten Tag in Adelaide, sind wir also vorbereitet, das Auto wird in der Früh abgegeben, die Stadt noch angesehen und ein letzter gemütlicher Abend verbracht, bevor es auf die grosse lange Heimreise geht.
Einer geht noch
Was für eine herrliche Nacht – wo man nicht ganz so friert wie die Nächte davor. Wir haben uns von der Gegend der Adelaide Hills und der Fleurieu Peninsula eigentlich nicht wirklich etwas erwartet, aber dann haben wir doch begonnen uns damit zu beschäftigen. Ja, wir waren früher schon mal da, aber nur um nach Kangaroo Island durchzufahren, und haben quasi nix bemerkt.
Gestern beim Durchblättern der Jubelbrochure fällt uns doch glatt der Begriff Gorge ins Auge und noch dazu ein Nationalpark. Man möge sagen, dass wir Nationalparks abgehakt hatten, aber einer geht anscheinend immer noch.
Also der Onkaparinga River Nationalpark wartet mit einem River Gorge Walk auf, und das können wir uns nicht entgehen lassen.
Bis wir den Beginn des Tracks gefunden haben dauert es dank South Australia Park Information Seite etwas, und wir umrunden mit dem Auto den ganzen Nationalpark, aber dann finden wir am Sundews Carpark unseren Startpunkt.
Der Track ist 6 km lang und mit Grade 4 ausgeschildert, was ein wenig herausfordernder ist, aber wir sind solche Tracks schon gegangen.
Los geht es also, zuerst einmal noch relativ gemütlich hinunter an den Onkaparinga River und in die Gorge hinein.
Unten sollte uns ein Stück am River erwarten, aber unsere Erwartungshaltung von einem River Walk stimmt mit den Gegebenheiten so gar nicht überein.
Keine Frage, dass die Gorge selbst eine Augenweide ist, wieder mit bernsteinfarbenem Wasser, roten Felsen und riesigen grauen Steinen.
Der Weg selbst ist allerdings von einer Augenweide weit entfernt, denn teilweise ganz und gar nicht zu erkennen.
Kraxeln ist heute angesagt und das immer am Abhang entlang in der Hoffnung, dass die Richtung stimmt.
Manche Stellen sind doch schon eine grössere Herausforderung, aber wir meistern die kritischen Passagen mit nur einem Fehltritt von einem Bein von Gerhard in den Onkaparinga River.
Das ist wieder mal eine Wanderung, die nicht nur die Beine beschäftigt, sondern der Kopf muss auch anständig mitarbeiten, damit man die schwierigen Kletterstellen auch wirklich unbeschadet hinter sich bringt – und das tun wir auch.
Am Ende des River Abschnittes geht es dann auf 500 Höhenmetern gleich mal wieder über den Link Trail so gut wie alle Höhenmeter auf einmal wieder rauf. Nach tatsächlich etwas mehr als 6 km sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt, und haben die Gewissheit: ein Nationalpark geht immer noch.
Morgen ist dann aber endgültig Schluss mit Kraxeln und Wandern, es gibt wohl einen ausgiebigen Beachwalk und sonst nix – vielleicht ein bissl Zusammenpacken und noch die letzten Tage am Meer geniesen.
Die Säulen von Grampians
Leicht durchwachsen ist der Blick heute aus dem Zelt – wieder einmal. Aber hier und da scheint blau durch, und darum entscheiden wir uns für unsere letzte Wanderung im Grampians NP zu den Pinnacles.
Gleich mal auf dem Campground machen wir unseren 1. Kilometer, da wir die Abzweigung in die Berge mal suchen müssen – aber sobald die Richtung klar war, ist alles fein.
Zuerst führt uns der Weg wieder hinauf den kleinen Creek entlang bis zum Wonderland Carpark, den wir von gestern schon kennen. Auf dem Weg reisst es tatsächlich komplett auf, und wir können den ganzen Tag mehr oder weniger im Sonnenschein weitermarschieren.
Schon allein dieser Weg hinauf ist grossartig, das letzte Stück kennen wir wie gesagt, und dann geht es zu den Pinnacles weiter.
Leider nicht durch den Grand Canyon, der am Ausgang gesperrt ist, aber die Umgehung hat es auch in sich.
Die Steinformationen sehen alle aus wie eingefrorene Säulen in schwarz, grau und rot und der Stufenweg teilweise verlangt uns wieder einiges ab.
Auf dem halben Weg des Aufstieges, liegt Gott sei Dank ein Stein der die Hälfte markiert, und von dort weg ist es fast schon leichter weiterzugehen.
Immerhin sind es heute über 500 Höhenmeter, die wir klettern – und teilweise wirklich ein wenig klettern, bis wir über diverse Sandsteinplatten den Gipfel des Pinnacle Peaks erreichen.
Das letzte Stück ist dann auch noch etwas ganz besonderes: the Silent Street; nicht das man in dieser Schlucht nicht reden sollte, aber eng und steil, teilweise mit einer Behelfsstreppe kann man sich da und dort an beiden Seiten der Schlucht abstützen um nach oben zu gelangen.
Auf dem Lookout: endlich der Blick im wirklich ins Land hineinzuschauen, und das auch noch fast waagerecht über Halls Gap.
Ein grossartigere Aufstieg !!! Den Weg hinunter wählen wir die kürzere aber doch steilere Route direkt ins Village, und sind froh nicht diesen Aufstieg gewählt zu haben, denn die vielen Stahlstufen sind bergab schon anstrengend genug.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dies wohl der perfekteste Abschluss im Grampians NP war, den wir wählen konnten. Natürlich gäbe der Nationalpark durchaus noch Stoff für 1 – 2 weitere Tage, aber leider müssen wir weiter.
Wir beschliessen allerdings gleich direkt an die Küste weiterzureisen, da die Wanderung nicht nur der Abschluss vom Grampians sondern auch die unserer Australienreise sein soll – zu topen ist sie nämlich nicht.