2020 Italien – Südtirol — Berichte Dolomiten

15.09.2020 Drei Zinnen:

Unser erster ganzer Tag in den Dolomiten war ja gleich mal mit einem anständigen Wanderprogramm verplant. Nur leider geht es doch gleich ganz anders los, denn der Graukäse, die Schlutzkrapfen und der ca 1/8 kg geschmolzene Butter lassen bei Doris nicht so ganz Wanderstimmung aufkommen – oder besser gesagt, die Stimmung wäre ja da gewesen, allein der Bauch hatte was anderes vor. Also tendenziell ein wenig geschwächt, beschliessen wir den Auronzohütten-Tag vorzuziehen, und etwas kleinere Brötchen zu backen.


Aus diesem Grund schwingen wir uns gegen 09:00 Uhr ins Auto und fahren über Innichen und Toblach in Richtung Mautstrasse auf die Auronzohütte an den 3 Zinnen. Wir kommen durchaus gut vorwärts bereits mit teilweise grossartiger Sicht auf besonnte Dolomitenhänge. Allerdings ist es dann bei der Abzweigung in Richtung Auronzohütte leider mit unserem Ausflug abrupt zu Ende. Ein Schild trohnt auf der Strasse, dass der Parkplatz oben auf dem Berg bereits voll ist, und dementsprechend ist auch die Mautstrasse gesperrt.
Alternative wäre sich unten auf einen Auffangparkplatz zu stellen und mit dem öffentlichen Bus versuchen nach oben zu fahren. Allerdings sehen wir auch die Schlangen einerseits beim Parkautomat auf diesem Parkplatz und auch die Schlange bei der Bushaltestelle in Richtung nach oben.
Also drehen wir mal kurz um, stellen uns auf einen Parkplatz am Lago di Landro und beschliessen: wir fahren wieder nach Hause nach Moos.
Na ja, nicht ganz: wir greifen auf unseren ursprünglichen Plan teilweise zurück, da sich das Bäuchlein schon wieder friedlich verhält – und wollen das Pferd von hinten aufzäumen. Wir wollen die 3 Zinnen Hütte erobern – und stehen dementsprechend auch vor den 3 Zinnen, haben sie uns dann allerdings erarbeitet und sind nicht faulerweise mit dem Auto bis vor den Berg gefahren.

Die Wanderung 102 beginnt beim Dolomitenhof, wo wir auch unser Auto abstellen (auch auf einem bereits mehr als gut gefüllten Parkplatz).
Wir erwarteten schon Schlimmstes aufgrund der Menge an Menschen und Autos, allerdings verläuft es sich doch sehr sehr gut hier in den Dolomiten.

 

 


Es geht nun eben ca. 2 km stetig aber unmerklich nach oben in Richtung Talschlusshütte, wo sich die Wege Richtung 3 Zinnen Hütte und Szigmondyhütte trennen.
Wir biegen also Rechts ab und beginnen unseren Anstieg zur 3 Zinnen Hütte.
Zuerst führt uns ein extrem gut ausgebauter und gepflegter Wanderweg durch ein wenig Mischwald, dann durch diverse Latschenfelder an einem langen aber dünnen Wasserfall vorbei bis oberhalb der Baumgrenze.


Nach ca. 2,5 Stunden sehen wir dann endlich die Hütte unserer Begierde – die 3 Zinnen Hütte. Es ist wirklich sehr schwer für uns Aussenstehende zu sagen, welche traumhaften Dolomitengipfel wir auf unserer Wanderung neben den 3 Zinnen gesehen haben, lt. Karte nachrecherchiert sind es aber in jedem Fall die Dreischusterspitze, das Büllelejoch, der Paternkofel und der Katzenleitenkopf.

 

Endlich an der 3 Zinnen Hütte angekommen, erschliesst sich natürlich ein grossartiger Blick auf die 3 Zinnen (leider im Schatten), auf 2 kleinere Bergseen und ein atemberaubendes Panorama rundrum.
Wir nehmen uns doch eine Stunde Zeit uns das Treiben rund um die 3 Zinnen anzusehen, vor allem die Wanderautobahn rund um diese 3, die man wohl dann nutzt, wenn man faulerweise bis zur Auronzohütte mit dem Auto hochfährt. Ein bissl verächtlich kann man diese Pseudowanderer schon betrachten, denn wir haben uns diese Berge ja immerhin in 3 Stunden und an die 1.000 Höhenmeter erarbeitet – aber die ?

 

 

 

 

 

Genug geschaut, und immerhin dann doch schon um 3 Uhr nachmittags beginnen wir wieder den Abstieg in Richtung Auto auf dem gleichen Weg wie wir gekommen sind.

Also alles in allem kann man schon sagen, trotz eines anderen Plan A hat sich diese Wanderung schon schwerstens ausgezahlt, obwohl doch anstrengend – aber man ist ja immerhin in den Dolomiten.


Ein wenig im Schongang beschliessen wir dann beim Abendessen, dass wir wohl die 3 Zinnen all unseren Möglichkeiten entsprechend gesehen haben – erarbeitet haben – und werden jetzt noch am Abend einige Alternativen in den Dolomiten suchen um morgen wieder einen weiteren Gipfel zu erobern !

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16.09.2020 Grenzgänger:

Nach einer grossartig geschlafenen Nacht in unserem Bauernschlafzimmer mit 100 Jahre alten Bauernmöbeln fangen wir in der Früh gleich mit einem ausgiebigen Frühstück an – weil wir brauchen wieder mal Kraft.
Da wir gestern nach kleiner aber intensiver Recherche beschlossen haben, dass uns die Dolomiten grossartig gefallen, wir allerdings bereits mit den 3 Zinnen abgeschlossen haben, drehen wir uns einfach mal um und was springt uns in Auge: der Karnische Höhenweg.
Gerhard hatte ihn zwar schon teilweise bewandert, aber lang lang ist es her – und ein wenig Grenz-hopping erscheint uns ganz spannend zu sein.


Darum haben wir uns gestern noch eine kürzere Route ausgesucht, da es für den Nachmittag Gewitterregen angesagt hat, und nehmen den Karnischen Höhenweg vom Stiergarten bis zum Helm in Angriff. Klingt alles zwar ein wenig archaisch, aber es sollten nur 7,5 km mit 570 Höhenmetern sein. Beginn unserer Wanderung ist vor dem Hotel mit dem Erklimmen des Buses 446 zur Talstation der Drei Zinnen Bahn, wo wir ein Rauf- und ein Helm-Runter Ticket erwerben.

Sehr entspannend an dieser Tour ist bereits jetzt, dass es anscheinend ausser uns so gut wie keiner macht – also sind wir noch ganz allein in unserer Bahnkabine und auch beim Angehen auf das Hornischegg.
Sollte man meinen, dass man bei der Bergstation der Drei Zinnen Bahn bereits auf dem Karnischen Höhenweg ausgespuckt wird, irrt man sich allerdings leider gewaltig.

Nein ganz im Gegenteil, die angekündigten 570 Höhenmeter macht man gleich mal auf den ersten 2 Kilometern um dann beim Gipfelkreuz des Hornischeggs den genannten Höhenweg zu betreten. Also der Weg nach oben. ein bissl zach, allerdings gut zu gehen.
Sobald man allerdings auf dem 2.550 Meter hohen Gipfel steht, ist ohnehin schon wieder alles vergessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz vor dem Gipfel fällt einem leider bereits die erste 1.Weltkriegsruine in die Augen, aber wenn man oben steht: rechts Österreich mit Blick bis auf den Grossvenediger, links Italien mit Blick auf die Dolomiten und vor und hinter einem die Karnischen Alpen mit besagtem Höhenweg.

 

 


Man könnte sich tatsächlich in jede mögliche Richtung weiterbewegen, östlich oder westlich den Höhenweg auf dem Grat auf unterschiedlichen Wegen entlang oder aber man beschliesst wieder nach Italien oder vielleicht doch nach Österreich abzusteigen.
Als Partisane, Schmuggler oder einfach illegaler Grenzübertreter hat man es auf diesem Weg ja gnadenlos einfach: ein Schritt rechts Österreich – ein Schritt links Italien.
Aber als brave Wandersleute folgen wir unseren vorher ausgemachten Spuren, steigen vom Hornischegg ab und wandern weiter in Richtung Sillianerhütte (österreichisch). Dort halten wir uns allerdings nicht lange auf, denn wir haben den nächsten und 2. Gipfel des Tages schon im Visier: der Mt. Elmo (italienisch).
Oben herumzuspazieren macht einfach nur unglaublichen Spass – viel Panorama auf allen Seiten, keine Anstrengung mehr, na gut ein wenig mehr Publikumsverkehr der sich allerdings gut verteilt.
Kurz gestutzt wird vor dem letztendlichen Aufstieg auf den Mt. Elmo – denn da weisst uns ein Wegweiser auf den Hüttensteig hin. Doris hat so mit dem Wort „Steig“ ja durchaus ihre Probleme, da sich der Anstieg allerdings zwar als grauslich – aber eben nur als grauslich – darstellt, erreichen wir das verfallene Gipfelhäuschen dann doch einigermassen zufrieden.

Auch hier oben finden wir auf den ersten Metern des Abstieges in Richtung Helm Bergstation wieder unzählige zerschossene und verfallene Befestigungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg – doch sehr traurige Zeitzeugen in dieser wunderbaren Landschaft.

 

 

 


Zu denken sollte uns spätestens ab jetzt allerdings doch der Ausblick geben: wir auf dem Mt. Elmo – die Bergstation der Hasenköpflbahn aber so was von weit unten und die Luftlinie gar nicht so weit.
Gemeinerweise ist der Hüttensteig auch auf der anderen Seite des Berges angeschrieben, aber plötzlich stehen wir jetzt davor – eigentlich ein Leger. Was ist nun zu tun: runter über den Steig !
Wenn man es dann geschafft hat, und auf das verfallenen Häuschen am Gipfel hochblickt – erkennt man gar nicht dass da ein Steig nach oben. führt – so gemein ist der einfach !

 

 


Mittlerweile haben wir gut 6,5 km hinter uns, der Weg zur Helm Bergstation ist nur mehr 20 Minuten entfernt – aber wohl haben unsere Wanderbeinchen noch nicht genug, und darum beschliessen wir auf Höhe der Hahnspielhütte doch gleich mal bis nach Hause zu gehen.
Abgebogen und schon geht es entlang der ersten Schipisten in Richtung Sexten, wo wir uns ganz sicher sind irgendwo auf dem Weg nach unten auch eine passende Abzweigung nach Moos zu finden.
Angepeilt war an der Lärchenhütte vorbei bei der Festung Mittelberg dann die Kurve zu kriegen und nach Moos abzuzweigen – ganz so einfach war es dann aber doch nicht; schlussendlich nach einigen Serpentinen fanden wir dann sehr, sehr weit unten den von uns vermissten Wanderweg 3 nach Moos.
Noch schnell durch eine Pistenunterführung durch standen wir dann auch sehr schnell am Ortseingang unserer Wahl. Auf dem Heimweg galt es jetzt noch einen Tisch fürs Abendessen zu reservieren um uns dann nach mehr als 12 km und viel, viel mehr Höhenmetern auf unser Bauernzimmerchen zurückzuziehen.

Gerade rechtzeitig, übrigens, denn eine halbe Stunde später fängt es an zu grummeln, und dann hauts auch schon die fetten Regentropfen des angekündigten Gewitters runter – uns ists egal: im Zimmer ist es warm, Abendessen ist gesichert UND morgen geht es ohnehin ein Häuserl weiter, nämlich an den Kalterer See.

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