2019 – Australien — Kalbarri

14.03.2019 Endlich wieder die Beine vertreten:

Ausschlafen war heute angesagt, und darum ist Gerhard zwar etwas früher, aber Doris erst gegen 7:00 Uhr aus den Federn gekrochen. Eine angenehme Nacht bei grossartigen Temperaturen und kaum Wind lag hinter uns.
Ausserdem haben wir uns ein neues Abenteuer vorgenommen, was wir schon seit längerem wieder einmal ausprobieren wollten, ob wir es noch können: Wandern.
Wir wussten schon, dass das Anlegen der Wanderschuhe nach sehr, sehr langer Zeit wieder einmal, eine kleine Herausforderung sein würde, und dass wir uns bei unseren Flip-Flop oder Flossen gewohnten Füssen entschuldigen müssen. Aber da muss man eben durch, wenn man die Coastal Cliffs des Kalbarri National Parks genauer unter die Lupe nehmen will.
Die einzelnen Cliff Walks sind gut geschrieben und auch sehr gut erreichbar, und wir haben uns auch nicht übertrieben viel vorgenommen.
Also ging es so gegen 9:00 Uhr (für uns eine biblisch späte Zeit) auf in Richtung Shellhouse Grandstand, dem ersten Parkplatz, und unser Einstieg in den Bigurda Trail in Richtung Island Rock und Natural Bridge. Der Weg war zwar steinig, aber oben auf den Cliffs immer gerade ohne besondere Vorkommnisse, man musste eben nur aufpassen, dass man vor lauter Schauen nicht gleich in den Abgrund stürzt. Denn die Klippen in unterschiedlichen Braun-, Rosa-, Rot- und Sandtönen sehen schon bemerkenswert toll aus.


Nur wenige andere hatten sich an diesem Vormittag auch die Zeit genommen sich diese Natur anzusehen, und auch die Tierwelt war sehr spärlich, und wir bekamen nur ein paar kleine Eidechsen und eine grüne Schlange, die den Weg kreuzte, zu Gesicht.
Bei Natural Bridge machten wir kehrt, und gingen den Weg wieder bis zum Auto zurück, denn der nächste Cliff Walk musste wieder mit dem Auto angefahren werden.
Also nächster Halt: Eagle Gorge. Vom Klippen Plateau konnte man an den Strand hinuntergehen, und sich die Klippen mal von unten ansehen, und wieder einmal staunen, was Wind, Wasser und vor allem Zeit so im Laufe der Jahrtausende zustande bringen. Was dieser Abschnitt allerdings mit einem Eagle zu tun hatte, werden wir wohl nie erfahren.
Weiter ging es dann zu Wanderung Nummer 3, dem Rainbow Valley, wo man einen „Gebirgsstock“ umrundet, und von allen Seiten besehen kann. Am bemerkenswertesten an diesen Steinformationen war einfach, dass sie teilweise wie Ildefonso Schichten aussehen – wirklich genauso knallig – und ansonsten einfach wunderschön von der Natur geformt sind.

Drei weitere Lookouts auf unserem Coastal Ausflug wären noch zu sehen gewesen – Port Alley, Mushroom Rock und Red Bluff – die haben wir uns aber einfach geschenkt, denn unsere Wanderlust war bereits befriedigt.
Ausserdem konnten wir zu diesem Zeitpunkt bereits feststellen, dass wir es noch nicht verlernt haben, und unsere Füsse uns auch noch weiter als heute mit 11 Kilometern tragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem kurzen Einkauf ging es also wieder retour zu unserem Campground, wo wir guten Gewissens am Nachmittag die Füsse hochlagern konnten, und uns seelisch auf den morgigen Tag vorbereiten konnten.
Das wir dann nämlich wirklich anstrengend, und mit ausschlafen wird wohl auch nichts. Denn morgen geht es in die Gorge Welt des Kalbarri National Parks, und im Landesinneren hat es gleich mal um 10 – 15 Grad mehr, was bedeutet dass wir unsere Touren sehr zeitig in der Früh beginnen sollten, um nicht einen Hitzschlag zu erleiden.

Schön wars, etwas bekanntes, aber lang nicht getanes war es auch – und schaun wir mal wie wir die Gorges morgen verkraften.

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15.03.2019 Das Fenster in die Schlucht:

Wir nahmen die Empfehlung des Visitor Centers durchaus sehr ernst weil sie einfach für uns Sinn machte: die Wanderungen durch die River Gorges des Murchison Rivers sollte man nach Möglichkeit sehr zeitig in der Früh angehen, da es im Landesinneren und vor allem in der Schlucht unten um 10 – 15 Grad mehr hat als am Meer.
Darum war es auch eine kurze Nacht, und um 5:45 Uhr krochen wir aus dem Zelt. Wir waren auch perfekt vorbereitet, hatten pro Person mehr als 1 1/2 Liter Wasser mit, Kopfbedeckungen, sicherheitshalber unser First-Aid Packerl und viele Müsliriegel.
So ging es kurz nach 6:30 Uhr mit dem Auto in Richtung National Park, und um genau zu sein zum Parkplatz von Nature‘s Window and the Loop.
Entgegen dem was wir sonst so gewohnt waren, war der Parkplatz doch schon ein wenig gefüllt, was nur heissen konnte, dass sich nicht nur wir bei der Touristeninformation erkundigt hatten. Im Laufe der Wanderung sollten wir aber draufkommen, dass die allermeisten nur den 1 Kilometer return Weg zum Nature‘s Window gingen (der noch dazu ein Boardwalk ist), und kaum welche in die Schlucht hinabsteigen.
Wir schon. Also gut gewappnet ging es mal los in Richtung Nature‘s Window um von dort einmal auf den Murchison River hinunterzublicken. Da es in der Früh noch sehr feucht und neblig war, konnte man noch nicht allzuviel erkennen, allerdings war toll zu beobachten wie sich die Sonne Zentimeter für Zentimeter die Berghänge und die Schlucht selbst erarbeitete.

 

 

 

 

 

 

Kurze Zeit später war es dann auch schon Schluss mit Nebel, und es war aufgerissen. Das hiess aber auch, dass die Sonne anfangen konnte ihre gnadenlose Arbeit zu tun, und anfing runterzuheizen.
Zu Beginn des Loop, der 8 Kilometer Rundwanderung bedeutet, geht man am Plateau des Muchison entlang (immer mit einem Blick nach unten vor allem auf die Horseshoe ähnlichen Windungen des fast ausgetrockneten Flusses), um dann gemächlich ins Flussbett abzusteigen.
Der Weg ist felsig mit roten Steinen und Wand und führte uns hinunter auf die Sandbänke des Flusses. Dort geht man die meiste Zeit entweder auf Sand, oder klettert auf den Ausschwämmungen des Muchisons an der Wand entlang – hoffend dass diese nicht absacken oder abbrechen.
Wie erwähnt, hielt sich die Wanderschar da unten dann merklich in Grenzen, denn ausser einem älteren Paar und einem Alleinwanderer bekamen wir niemand mehr zu Gesicht.

 

 

 

Nur diese grandiose Landschaft und wir. Die Hänge der Schlucht schillerten in allen erdenklichen Farben: braun, hellrot, dunkelrot, rosa, violett, weiss, gelb, …. . Und die Formationen selbst, die durch Wasser, Wind und Zeit geprägt wurden, ergaben noch dazu erstaunliche Skulpturen.

Nur einige weisse Kakadus, schwarze Schwäne, und zu unserer absoluten Überraschung Pelikane begleiteten uns auf unserem Weg durch den Fluss. Ein Emu war auch noch dabei, der genauso erstaunt wie Doris war jemand anzutreffen.


Nach ungefähr 7,5 Kilometer verlässt man das Flussbett wieder um zum Ausgangspunkt – dem Nature‘s Window – wieder hinaufzusteigen.
Mittlerweile war es knapp nach 10:00 Uhr, und die Schlapfen-Touristen hielten mittlerweile das Window besetzt.
Froh waren wir wieder oben zu sein, und noch froher so zeitig aufgebrochen zu sein, denn mittlerweile konnte es die Sonne ganz schön.
Ursprünglich hatten wir uns an diesem Tag auch noch den Z-Bend Trail und den River Trail vorgenommen. Geworden ist das dann nur mehr der Z-Bend Trail mit 1,2 Kilometern, da es einerseits mittlerweile zu heiss geworden war, wir körperlich sehr aufgeheizt waren, aber im wesentlichen waren wir so etwas von rundum zufrieden mit dem was wir davor erlebt hatten, dass man keine Draufgabe mehr brauchte.
Wieder einmal sagen Bilder wesentlich mehr als Worte, wir haben uns die River Gorges erarbeitet, es war schweisstreibend, aber jeder Meter dieser grandiosen Schlucht hat sich mehr als ausgezahlt. Hätten wir noch einen Tag mehr, gäbe es noch den einen oder anderen Trail, der erwanderbar wäre, allerdings haben wir uns entschlossen es morgen mit dem Quad zu versuchen. Somit erobern wir den Murchison ein zweites Mal, aber diesmal mit 4 Rädern und einigen PS, aber es wir sicher gleichermassen grossartig und beeindruckend.

 

 

 

 

 

 

 

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16.03.2019 Quad’s, ein Fluß und wir:

Heute ist unser letzter Tag in Kalbarri und dem zugehörigen Nationalpark. Darum haben wir uns zum Abschluss noch etwas ganz besonderes und vermeintlich bekanntes vorgenommen: wir wollten Quad fahren – wieder einmal.
Die von uns gebuchte Quad Safari ist eine Halbtags-Tour auf dem Gelände der Murchison House Station und Farm und im unteren Ende des Murchison Rivers. Sie sollte ca. 2,5 Stunden gehen, und um 08:00 Uhr morgens beginnen.
Darum hiess es wieder Tagwache um ca. 6:00 Uhr, um diesmal nicht so wie am Tag zuvor aus der Alufolie sondern richtig zu frühstücken, bis wir aufbrachen.
Die Murchison House Station ist nicht allzu weit von uns weg, und nach ca. 20 Minuten waren wir bereits dort. Eigentlich schaut es ein wenig entrisch und verlassen aus, und es mutet auch ein wenig eigenartig an, dass sehr viel verrostetes Kriegsgerät wahllos in der Gegend herumsteht.
Ausserdem hängt ein grosses Schild am Eingang, dass der Zutritt verboten ist, ausser für die Quad Touristen. Wir standen also viel zu zeitig vor einer verschlossenen Aluminium-Garage und harrten der Dinge. Kurz vor 8:00 Uhr fuhr dann Martin, der Besitzer und Guide, vor und auch 3 weitere Quad Fahrer stiessen zu uns. Nach Unterzeichnung der obligatorischen Verzichts- und Haftungsausschluss-Erklärung ging es nach kurzer Einführung in die Bedienung der Gefährte los.


Zuerst fuhren wir zur Eingewöhnung eine Runde um den Block, um dann aber relativ schnell ins Gelände abzubiegen.
Diesmal war es wirklich nicht mit dem Herumgetümpel auf den Dünen zu vergleichen, sondern vergleichsweise wirklich Arbeit, die zu verrichten war.
Das Gelände war sehr unterschiedlich, einmal tiefer Sand, dann Geröll, Steinplatten, und wieder Felsformationen die bewältigt werden mussten. An neuralgischen Stellen, wie zum Beispiel einer Felsrampe wo wir den L Gang einlegen mussten, gab uns Martin dann immer wieder Anweisungen, wie wir die Hindernisse bewältigen sollen damit wir unbeschadet weiter kommen.

 

 

 

 

 

 

In Summe haben wir dann auch in regelmässigen Abständen kleine Stops gemacht, wo Martin ein wenig (wirklich wenig) erzählte, und wo es schöne Aussichtspunkte gab.
Also körperlich war es schon etwas mehr anspruchsvoll als das letzte Mal, allerdings hat sich der Spassfaktor dadurch auch wesentlich erhöht.

 

 

 

 

 

 

Nach ca. 19 Kilometern und einer Runde über die Farm und dem Fluss entlang waren wir dann wieder am Ausgangspunkt angekommen und die durchaus spassige Quad Erfahrung war für diesen Tag auch leider schon wieder vorbei.

Das wird es jetzt wohl mit Kalbarri gewesen sein, denn wir haben viel erlebt und gemacht und so ist es jetzt an der Zeit wieder ein Stück in Richtung Süden zu ziehen, so uns einige der letzten Abenteuer auf unserer Reise durch WA erwarten – die Pinacles und der Nambung Nationalpark.