19.02.2019 Granit und Quartz
Endlich ausgeschlafen, kann man nur sagen. Jetzt im Nachhinein betrachtet, hat uns ausser der langen Autofahrt doch auch noch der 2 Stunden Zeitunterschied einiges abverlangt. Während der Wüstensafari merkt man es nicht so, da man immer bei Sonnenaufgang losfährt, und knapp nach Sonnenuntergang schlafen geht, um am nächsten Tag fit zu sein. Jetzt danach merkt man nicht nur die 3 Tage Fahren sondern auch die – 2 Stunden zusätzlich.
Aber egal, wir haben wie die Babies geschlafen, und waren des morgens bereit sich das Umfeld von Esperance anzusehen.
Auf der Tagesordnung stand heute der Le Grand Nationalpark, der die schönsten Strände von South Australia beherbergen sollte. Er ist ca. 60 Kilometer von Esperance entfernt, was uns mittlerweile ja nichts mehr ausmacht, und darum schwangen wir uns gegen 8:30 Uhr ins Auto und fuhren los.
Da wir mittlerweile einen West Australia Holiday Pass unser eigen nennen, dürfen wir in den nächsten 4 Wochen alle Nationalparks besuchen. Abgesehen davon war der Entry Point des Nationalparks ohnehin verwaist und wir hätten gar niemand ein Ticket abkaufen können. Schlauerweise haben die listigen Australier am Entrance einen Hotspot installiert, damit man gleich selber alles online erledigen kann.
Unser erster Anlaufpunkt heute war der Frenchmens Peak im Le Grand.
Dieser Granitfelsen, der eigentlich ein Berg ist kann hochgeklettert werden, was wir natürlich auch gleich einmal versucht haben. Er ist nur 262 Meter hoch und es geht ca 1,5 Kilometer hinauf und natürlich auch wieder hinunter, wobei er nur reiner Fels ist. Man muss sich also seinen Weg durchaus erarbeiten, und schon genau schauen wo man hinsteigt, da manche Abschnitte schon etwas steiler sind. Da die Vernunft wieder einmal über die Stinkefüsse gesiegt hat, waren wir aber Gott sei Dank mit Wanderschuhen bestens ausgerüstet, um den Anstieg anzugehen.
Oben angekommen erlebt man ein grossartiges Panorama in die unterschiedlichen Bays des Nationalparks hinein und kann erstmals die unglaubliche Farbpracht des NP sehen, die uns den ganzen Tag noch begleiten wird.
Vom Berg runter ging es dann in Richtung Lucky Bay, wo wir eigentlich 2 Walks vorhatten. Den ersten über den Beach zu einer Aussichtsplattform und den zweiten als kleinen Cliff Walk zum Flinders Monument und in die Flinders Cove.
Das erste mal blieb uns der Mund offen, wie wir auf der Strasse über die letzte Kuppe vor der Lucky Bay fuhren.
Einen derartig weissen Sandstrand mit azur blauem Meer haben wir bisher noch nirgends gesehen. Wenn kitschig es beschreiben sollte, ist das viel zu wenig verglichen mit dem was wir gesehen hatten.
Auf dem Parkplatz angekommen, wurden gleich einmal die Schuhe gewechselt, und wir wanderten 2,5 Kilometer ans Ende der Bucht bis zur Aussichtsplattform.
Es ist beinahe unmöglich einen Strandspaziergang in der Lucky Bay ohne Sonnenbrille zu machen. Der weisse Sandstrand, die weissen Dünen und die Farben des Meeres machen einem ohne Brille fast blind und tun einfach weh.
Nicht nur allein der Strand war ein Traum, sondern wie so oft gibt es auch dort Schilder, von denen man sich denkt, dass die einfach keiner braucht. Eines davon stand auch dort am Strand herum, und forderte dazu auf „Kangaruhs nicht zu füttern“. Bla, bla dachten wir uns noch – was machen Kangaruhs am Strand. Da sollten wir uns aber ganz schön irren, denn es gibt sie wirklich: Kangaruhs äsen im angeschwämmten Seegras am weissen Sandstrand, oder viel mehr schnorren Strandbesucher an. Manchmal liegen sie auch einfach im Schatten herum und machen Siesta.
Nach diesem Spaziergang waren wir eigentlich schon beseelt genug, gingen dann allerdings noch bis zum Flinders Monument (einfach einem Steinhaufen), und kletterten dann noch ein wenig auf den Granithügeln herum.
Diesmal waren unsere Begleiter Echsen, die sich in der Wärme der Granitsteine ein Sonnenbad gönnten.
Einen kurzen Abstecher in die Flinders Cove gönnten wir uns noch, wo das gleiche Schauspiel von wegen Strand nur im Kleineren zu finden war, bevor wir uns auf den Heimweg machten.
Mission zum Abschluss des Tages war es, wieder einmal zu versuchen einen Fisch fürs Abendessen irgendwo zu ergattern. Da die Rezeption unseres Campgrounds sehr hilfreich und auskunftsfreudig war, wurden wir dann schliesslich beim örtlichen Fleischhauer fündig. Fisch haben wir bekommen, geschmeckt hat er hervorragend, was es war wissen wir nicht und werden es auch nie erfahren.
Zusammengefasst, war es einer jener Tage, die einem rundum zufrieden in die Kissen am Abend sinken lassen, weil man weiss dass er einfach grossartig war.
20.02.2019 Pink Lake in White:
Nach wie vor vom gestrigen Tag beeindruckt, und nach einer fast ausgeschlafenen Nacht standen wir an noch einiges mehr von der Umgebung von Esperance zu erforschen.
Ein wenig macht uns der Zeitunterschied insofern noch zu schaffen, da es im Moment gegen 5:00 Uhr morgens hell wird, was für uns normalerweise das Zeichen zum aufstehen ist, allerdings 5:00 Uhr ist dann doch ein wenig übertrieben. Darum versucht man sich, meist nur mit mässigem Erfolg, umzudrehen und noch eine halbe Stunde anzuhängen. Überrascht hat uns in der Früh auch die Tatsache, dass nur mehr 5 Wochen Aussie vor uns liegen bevor es in den Frühling nach Hause geht.
Heute haben wir allerdings keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, und sind nach frühem Frühstück und einiger Trödelei gegen 8:30 Uhr in Richtung Great Ocean Drive aufgebrochen.
Dieser ca. 40 km lange Drive führt die Küste im Westen von Esperance entlang und macht eine Schleife über den Pink Lake wieder retour.
Gleich nach Esperance beginnt man mit dem erste, ebenfalls so weissen, Strand wie am Tag davor. Der West Beach hat mehrere Lookouts und Parkmöglichkeiten zu bieten, und man kann natürlich wieder an den Strand hinunter und in den Felsen herumklettern.
Ausserdem ist um diese Zeit Ebbe, was diverse kleine Tümpel schafft, wo man manchmal mehr und manchmal weniger erfolgreich nach Meeresbewohnern Ausschau halten kann.
Gefolgt wird dieser Strand dann von der Twilight Bay inklusive Aussichtsplattform, dem Fourth Beach, natürlich dem Twilight Beach bis man zum Observatory Beach gelangt.
Von dort geht es munter weiter zum 9 Mile Beach, danach zur 10 Mile Lagoon und welch Überraschung zum 11 Mile Beach gleich hinterher.
Natürlich haben wir keinen Lookout und keinen Parkplatz ausgelassen, um uns die Strände, Lagunen, Steinformationen und Dünen anzusehen.
Nach dieser ausgiebigen Strandrunde geht es weiter ins Landesinnere in Richtung Pink Lake.
Obwohl wir es besser wussten, hofft man tatsächlich noch immer dass der Pink Lake rosa ist. Das war leider einmal. Durch die Änderung des Salzgehaltes und der Mineralien die in diesem See vorhanden sind, ist er leider nicht mehr rosa sondern dafür blütenweiss und glänzt. Toller See – falsche Farbe.
Die Runde haben wir mit der Rückkehr in Esperance abgeschlossen, noch schnell das notwendigste eingekauft, um uns dann auf einen gemütlichen Nachmittag zurückzuziehen. Immerhin stand die Planung der folgenden 10 Tage bis 2 Wochen an. Obwohl wir ursprünglich nicht weiter buchen wollten, hat uns das Gespräch mit einem Campernachbarn in der Früh doch hellhörig gemacht, dass es hier in West Australia mit freien Campgounds nicht so einfach ist – und gut wars, denn bei einigen zukünftigen Unterkünften hätten wir wirklich Pech gehabt. So wissen wir jetzt bis Perth 1, wo es uns hin verschlagen wird, und morgen geht es erst einmal los in Richtung Berge und Stirling Range.