Nachdem uns der erste Fahrtag der Kontinentdurchquerung gestern so gut gelungen war, beschlossen wir dies in gleichem/ähnlichen Rhytmus heute gleich nochmals zu wiederholen.
Kleiner Nachteil war, da wir fast 800 Kilometer weiter westlich waren, ist die Sonne auch gleich um eine halbe Stunde später aufgegangen, und wir dementsprechend noch in der Morgendämmerung aufgebrochen sind. Stimmungsmässig kann man sich vorstellen, dass es ein ganz besonderes Bild ist, besonders wenn so überhaupt kein Verkehr auf der Strasse ist.
Wie wir aus dem nächtlichen Lauschangriffen wissen, fahren anscheinend Roadtrains vorwiegend in der Nacht, und lieben es auch noch bei Ortseinfahrten die Motorbremsen zu benutzen – auch so geschehen in Ceduna.
Wir fahren also los, und nehmen uns heute die Etappe Ceduna – Cocklebiddy vor. Eine Strecke die ähnlich lang sein sollte wie am Tag davor, 764 Kilometer um genau zu sein.
Die Zeit auf den schnurgeraden Strecken vertreibt man sich gerne mal damit Videos von entgegenkommenden oder einem überholenden Roadtrains zu machen. Auch das Achsenzählen ist ganz lustig, insbesondere wenn man ein Foto/Video gemacht hat und danach feststellt, dass nur ja nur ein „kleiner“ LKW mit 9 – 12 Achsen war und daraufhin gleich mal das Fotomaterial wieder wegschmeisst.
Netterweise sind hier in South Australia alle wesentlichen Ereignisse angeschrieben, wie zum Beispiel die Einfahrt in die Nullarbor. Der eindeutige Hinweis war, dass es sich um eine baumlose Halbwüste handelt (was nachgewiesener Massen nicht ganz stimmt), Ausserdem sollte man doch neben auf Kangaruhs und Wombats auch unter anderem auf Kamele aufpassen – gleiches übrigen auch auf Kühe.
Man wird auch immer ausreichend vorgewarnt, dass die nächsten Tankstellen nicht vor weiteren 140 Kilometern zu erwarten sind, und 5 Kilometer vor jedem Roadhouse weiss man es auch schon. Auch die Orte, die als solches meist nicht oder nur durch die herumstehenden Silos zu erkennen sind, sind ordnungsgemäss ausgeschildert.
Also vertreibt man sich die Zeit mit allem möglichen Schabernack, Zählen, Schauen, Routen berechnen, Benzinverbrauch beobachten, …. .
Spannend wird es dann aber zum Beispiel auch an der Grenze zwischen South und West Australia, da die Einfuhr von jeder Art von Früchten oder Samen in West Australia wegen Angst vor der gemeinen Fruchtfliege untersagt ist.
An der Quarantäne-Station wird man befragt, und eine Beamtin untersucht auch das Fahrzeug, ob man nicht irgendwo etwas fruchtiges oder eine Kartoffel/Zwiebel versteckt hat.
ABER, wir sind ja vorbereitet, und haben nach Aufessen aller unserer diesbezüglichen Vorräte und 2 maligem Nachkontrollieren ausgerechnet die Zitrone im Kühlschrank vergessen zu entsorgen oder zu verwenden.
Ja, ja, wenn irgendetwas zu offensichtlich ist, übersieht man es manchmal einfach. Da die nette Beamtin allerdings nur generös auf einen riesengrossen Entsorgungseimer deutete, durften wir unbeschadet allerdings ohne Zitrone in den Westen einfahren.
Um nicht vollkommen nur die Zeit im Auto abzusitzen, blieben wir auch noch bei den Nullarbor Cliffs auf einmal Füsse vertreten stehen.
Bis Cocklebiddy fährt man dann noch einige Flugfelder entlang, da teilweise der Highway als Emergency Runway für Flugzeuglandungen verwendet wird, um dann an seinem Ziel nach 764 Kilometern einzubiegen.
Leider muss man sagen, dass uns das Cocklebiddy Roadhouse, genauso wie das Nullarbor Roadhouse zuvor nicht wirklich gefallen hat. Darum gab es noch eine allerletzte Chance für den heutigen Tag, und die lag 70 Kilometer weiter, und heisst Caigune Roadhouse – und hier hat es echt rustikalen Charme, und wir fühlen uns in unserem Van, wo wir auch heute schlafen werden, wohl. Die Küche war lecker, wir stehen hinterm Motel mit einigen anderen Campern so halb in der Wüste und vorne brausen auf dem Highway die nächtlichen Roadtrains vorbei.
Also alles gut, und vor allem sind wir 70 Kilometer weiter als gedacht, was die letzte Strecke morgen um ca. 1 Stunde kürzer macht – und es wird gut sein etwas früher als geplant die Wüstendurchquerung als vollbracht abhaken zu können.
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Die Zeitverschiebung von in Summe 2,5 Stunden hat uns sehr gut getan und geholfen, denn heute war schon gegen 5:00 Uhr Morgendämmerung und wir konnten bei Zeiten losfahren. Ausserdem waren wir noch die Adelaide Zeit gewohnt, wo wir normalerweise gegen 6:00 Uhr morgens aufstehen, nur war es eben in Caiguna erst einmal 4:00 Uhr morgens.
Kurz vor 6:00 Uhr sind wir dann bereits bei gut Tageslicht losgefahren, und kaum waren wir auf dem Highway standen wir auch schon vor dem Schild, dass uns ankündigte, dass es jetzt mal 146,6 Kilometer kerzengerade weitergeht.
Dieses Stück des Eyre Highways ist das längste gerade Stück Highway ganz Australiens. Man muss allerdings dazu sagen, dass uns dies nicht mehr weiter erschreckt hat, und auch die Konzentration nicht weiter beeinträchtigte. Denn auch die vielen Highway-Kilometer davor hatten durchaus Passagen, wo es locker mal 10, 20, 30 oder 40 Kilometer geradeaus ging – diesmal war es eben nur ein wenig länger. Um das Gehirn auch ein wenig zu beschäftigen, muss man sagen, dass man die 146,6 Kilometer bei einer Tempomat Geschwindigkeit von 90 km/h in 1:37 Stunden hinter sich gebracht hat.
Verkehrstechnisch scheint heute ebenfalls ein besonders guter Tag gewesen zu sein, oder es gibt irgendwo ein ungeschriebenes Gesetz Montags nach Möglichkeit den Eyre Highway nicht zu benutzen, denn es war so gut wie kein Verkehr.
Nur einige wenige Roadtrains kreuzten unseren Weg – die allerdings waren genauso beeindruckend wie jene am Tag davor.
Dieses erwähnte Highway Stück geht also von Caiguna bis vor Belladonia, und von dort sind es nur mehr wenige 100 Kilometer bis nach Norseman.
In Norseman biegt man dann kurz einmal links ab, und nach weiteren 200 Kilometern Highway erreicht man dann die „Zivilisation“ – Esperance.
Wir sind mit uns mehr als zufrieden gewesen und sind es noch immer – waren noch kurz bei Woolworth den Kühlschrank auffüllen, der ja aufgrund der Einreisebestimmungen in West Australia so gut wie leer war, und haben unseren Campground bezogen.
Heute wird einmal gründlich und ausgiebig ausgeschlafen, morgen die Beine vertreten, denn eigentlich sitzt man 3 Tage nur herum.
Esperance scheint einiges im Umfeld zu bieten zu haben, ausser einem Heimwerkermarkt den wir heute schon in Augenschein nahmen. Warum: für die kommenden Wochen werden wir wohl eine schattenspendende Konstruktion als Sonnenschutz für die nicht vorhergesagte Hitzewelle brauchen. Dafür musste heute Basisequipment eingekauft werden.
Jetzt kehrt erst einmal Ruhe bis morgen ein, und dann werden wir sehen, was uns West Australia so zu bieten hat.