03.12.2018 Runter vom Berg, rein in den Sturm:
Nach dem grossartigen Erlebnissen der Bergwelten Neuseelands, sollte es heute wieder Zeit sein an die Küste weiterzureisen. Auch der heutige Tag scheint wohl in den Bergen ein guter zu werden, aber das können wir leider nicht mehr geniessen, da es uns weitertreibt.
Aber zu guter Letzt zeigte er sich doch: der Aoraki in morgentlichen Sonnenschein.
Danach nach dem zusammenpacken und einem gemütlichen Frühstück ging es um 7:00 auf die Piste.
Heute führte es uns den Mt. Cook Highway hinaus und über Twizel an die Küste. Der Highway führte uns durch das am dünnsten besiedelte landwirtschaftliche Gebiet von ganz Neuseeland. Wobei dünn besiedelt eine absolute Übertreibung ist. In dieser Gegend gibt es ausser Kühen und Schafen wirklich nichts. Die eventuell vorhandenen Dörfer sind bei 90 km/h fast nicht als solche zu erkennen, und die Landschaft hat sich auch nicht besondere Mühe gegeben etwas besonderes zu zeigen – für wen den auch.
Endlich dann an der Küste angelangt, trafen wir wieder auf den uns wohl bekannten Highway Nr. 1, der uns nach Süden führte.
Auf dem Weg, gab es noch eine Pflichtabzweigung zu den Moeraki Bouldern.
Nach Legenden ortsansässiger Maori sind die Boulders Reste von Aalkörben, Flaschenkürbissen und Süsskartoffeln, die von dem Wrack des legendären Kanus Arai-Te-uru an die Küste gespült wurden.
Diese kreisrunden Steinformationen am Strand, zeigten sich von der Flut teilweise überspült, und von Asiaten bekraxelt und bestiegen.
Asiatengleich fühlte sich auch Gerhard bemüssigt, es diesen gleich zu tun, und erklimmte den nächstgelegenen Boulder um eine Fotoserie schiessen zu lassen.
Dann ging weiter über einen komplett vernebelten Pass im Norden hinein nach Dunedin – der Sturm Hauptstadt. Nach einem kurzen Einkauf bei Countdown (wieder mal), bezogen wir unser Quartier im Süden der Stadt auf unserem Campground für die nächsten 3 Tage. Vor Wind ist derzeit weder dran zu denken unser Schlafzimmer aufzustellen, geschweige denn irgendetwas „ausser Haus“ zu unternehmen. Sogar unser Camper Van wird hier im Stehen dermassen geschüttelt, dass man im Inneren seekrank werden könnte. Aber morgen soll es angeblich vorbei sein – schaun wir mal.
Auf jeden Fall gibt es viel in der Gegend zu entdecken, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen.
04.12.2018 Auf den Vogel gekommen:
Nach einer durchschaukelnden Nacht, wo der Sturm unseren Camper ganz schön durchgerüttelt hat, hörte es dann irgendwann Gott sei Dank auf zu blasen, und am Morgen waren die Aussichten schon wieder besser.
Zwar noch immer wolkenverhangen und ein bissl pieselnd ergaben wir uns allerdings doch dem Morgensport, und machten gleich einmal einen kleinen Strandspaziergang. Sehr einsam, sehr romantisch und gut fürs Aufwachen.
Danach stand an diesem Tag ja einiges auf dem Programm. Da das Larnach Castle erst um 9:00 Uhr seine Pforten öffnet, beschlossen wir vorab noch einen kleinen Umweg über den Sandymouth/Pikiwhara Lookout zu machen. Wir sind uns absolut sicher, dass uns dieser Weg im Mietvertrag wieder einmal verboten war, aber nachdem wir die Gravel Road schon mal befahren hatten, und es auch keine Möglichkeit gab umzukehren, fuhren wir eben mal bis hin.
Nach einem knackigen Aufstieg auf 319 Meter Seehöhe, musste wir allerdings leider feststellen, dass es mit dem Lookout schlecht bestellt war, denn ausser Nebel gab es kaum etwas zu sehen. Durch die Nebelschwaden konnte man allerdings erkennen, dass die Aussicht normalerweise traumhaft sein muss.
Egal, war ja auch nur ein Lückenbüsser, um nicht vor der Öffnung beim Larnach Castle anzukommen. Dort spazierten wir mal den Garten ab, in den unterschiedlichen Bereichen, und wieder mussten wir feststellen, dass dieser Platz mit Schloss und Garten bei Schönwetter wohl wunderschön sein müsste. Hatten wir aber leider nicht.
Egal, denn der nächste Tagesordnungspunkt sollte eigentlich einer der Höhepunkte des heutigen Tages sein: eine Tour im Royal Albatross Centre zu den Brutplätzen dieser gigantischen Vögel.
Vorab beim herumspazieren kamen wir noch an unzähligen brütenden und Brut versorgenden Möwen vorbei, die gleich neben den Wegen einfach ihre Nester aufgebaut haben. Man konnte ihnen quasi ins Kinderzimmer schauen, hatte aber doch immer wieder den Himmel im Blick, denn viel Gutes kommt an diesem Platz auch von oben. Heisst eigentlich: es ist dort alles verschissen !!
Die Albatross Tour war dafür sehr interessant: nach einer Einführung des Guides, kam ein kurze Film um alle möglichen Details über diese Vögel preiszugeben, z.B. dass sie nach Verlassen des Nestes die ersten 5 Jahre AUSSCHLIESSLICH in der Luft verbringen und vieles mehr.
Danach ging es zu einem Auskuck von wo aus man die Brutkolonie beobachten konnte: leider waren nur 3 Nester besetzt die man sehen konnte, man konnte aber auch sehr gut sehen und erkennen, mit welcher Hingabe in diesem Albatross Centre auf die Tiere aufgepasst wird, wie sie gezählt und überwacht werden, wie natürliche Feinde von ihnen ferngehalten werden usw.
Durchaus schon einmal sehr zufrieden mit dem heutigen Tag, beschlossen wir aber noch beim Penguin Place der gelben Pinguine Halt zu machen. Obwohl wir lt. telefonischer Informationen keinen Slot mehr vor 5:45 haben hätten können, versuchten wir es einfach auf gut Glück. Und gut war es, wir kamen um 13:00 an und 45 Minuten später hatten wir eine quasi Privatführung, da ausser uns niemand anderer in der Gruppe war.
Und das war wirklich das highlight es Tages: Penguin Place ist eine Farm, und das Reserve ist privat geführt. Im wesentlichen befasst es sich mit dem Schutz der vom Aussterben bedrohten gelben Pinguine, hat aber auch ein Pinguin-Lazarett/Spital dabei und auf dem Anwesen selbst, neben einer grossartigen Landschaft noch viele andere Tiere zu bieten (z.B. Seelöwen).
Der Star des Hospitals ist ein kleiner gelber Pinguin mit T-Shirt, da er sich immer die Rückenfedern ausreisst, musste er einfach bekleidet werden, bis die Federn nachwachsen.
Was dieses Reserve allerdings auch zu bieten hat, sind eigens angelegte Brutplätze für Blue Penguins. Diese kleinste Pinguin Art der Welt, ist ebenfalls bereits sehr, sehr selten und vom Aussterben bedroht, allerdings finden sie dort ideale Bedingungen im ihren Nachwuchs auszubrüten und gross zu kriegen.
Glücklicherweise waren auch einige der Brutkisten besetzt, und wir konnten dem Nachwuchs sehr nahe kommen, da die Eltern gerade auf Fischfang unterwegs waren, und nur Abends aus dem Meer zurückkehren und Beute mitbringen.
Wir hätten auf jeden Fall etwas grossartiges verpasst, nicht dort gewesen zu sein, obwohl wir keine gelben Pinguine in freier Wildbahn gesehen haben. Egal.
Wir beschliessen jetzt den einzigartigen Tag mit einem Steak, Spiegelei und Baked Beans, und morgen geht es dann mal mit der Dunedin Railway ins Hinterland und dann Down Town.
05.12.2018 Der Zug ist abgefahren:
Nach einer ruhigen, grossartig geschlafenen Nacht, war heute Zug-Fahren auf der Liste. Es sollte mit der Taieri Gorge Railway ins Hinterland und retour gehen.
Also haben wir uns des Morgens, da es leider nach diesem wunderbaren gestrigen Tag wieder einmal sehr, sehr hineinregnet, mit grossem Geschütz (heisst Ponchos) bewaffnet, und sind tapfer zur Bushaltestelle Nr. 3 gegangen um in die City und zum Bahnhof zu fahren.
Nach einer kurzen, aber durchaus unterhaltsamen Busfahrt mit einem sehr touristenfreundlichen Busfahrer kamen wir in Stadtmitte an, und waren auch gleich Richtung Railway-Station zum Einlösen unserer Tickets unterwegs. Die Fahrt sollte 4 Stunden hin- und retour nach Pukerangi durch die Taieri Schlucht führen – ABER aufgrund der Wetterbedingungen fand sie leider an diesem Tag nicht statt.
Wir hätten als Alternative einen Kurztrip der Küste entlang machen können, was wir allerdings ablehnten – also wieder einmal ein Ausflug mit Geld-Retour-Ergebnis. Die wollen hier in Neuseeland unser Geld wohl nicht haben.
Obwohl es noch immer und immer wieder vor sich hin geregnet hat, musste natürlich Dunedin ausgiebig besichtigt werden. Also gemeint ist natürlich was in einer Kleinstadt auch immer ausgiebig heisst.
Man muss allerdings sagen, dass die Gebäudestruktur einfach sehr nett zu besichtigen ist. Nicht nur der Bahnhof hat es uns angetan, und der nach Bildervergleich mit Gerhard´s damaliger Stepvisite in Dunedin immer noch gleich aussieht – ausser dem Vorplatz.
Die Altstadt besteht im wesentlichen aus Gebäuden in typisch britischen Backsteinstil, die auch also solches gepflegt sind. Anders als in Christchurch, wo altes zusammengefallenes primär durch neue Architektur ersetzt wird, ist hier der Kolonialstil überall present und wirkt auch sehr heimelig.
Natürlich standen auch wieder Kirchen auf dem Programm, da wir es einfach nicht lassen können fanden wir diesmal in der First Church Einlass, und da wir ja Geld zurück bekommen hatten waren wir auch noch im nicht sehr spektakulären Chinese Garden.
Mittags haben wir allerdings dann doch die Fahnen gestrichen, und das einerseits weil Dunedin umfassend besichtigt war, und uns andererseits mittlerweile der Wind in die Glieder gefahren war.
Aber zu Hause im Van ist es schliesslich auch ganz lustig, und heute werden wir auch wieder anständig von den Windböen durchgeschüttelt. Morgen ist wieder ein neuer Tag mit einer Übersiedlung in Richtung Westküste, wo angeblich das Gras grüner, die Ebenen weiter, die Berge höher, die Jungfrauen hübscher, die Männer stattlicher, die Kühe milchiger und die Schafe wolliger sein sollen.
bis bald …..