Gemütlich haben wir die nächsten 2 Tage vor. Wir sind noch immer bei den Empfehlungen von Nicki aus dem Visitor Center Lithgow und lernen jetzt eine weitere Seite des Wollemi NP kennen.
Aber auf dem Weg, und im Prospekt, ist uns noch eine weitere Sehenswürdigkeit ins Auge gestochen, die wir eigentlich schon in Victoria abgehakt hatten.
Mit einem kurzen Abstecher nach Portland finden wir dort wieder Silo Art – diesmal The Foundations Portland von Guido Van Helten. Der Künstler kommt uns schon aus Victoria gekannt vor, und das besondere an diesen Silos ist, das sie in einem alten, teils verfallenen Fabriksareal frei zugänglich sind.
Nach diesem kurzen Abstecher geht es dann aber an unser heutiges Etappenziel. Wir fahren den Castelereagh Highway bis nach Capertee und biegen dort in Richtung Glen Davis ab.
Glen Davis dürfte einmal etwas ziemlich wichtiges gewesen sein – ist aber heute eine Geisterstadt, und zählt nach Volkszählung 2016 noch 115 Einwohner. Früher wurde dort Schiefer abgebaut, aber das ist schon sehr, sehr lange her.
Der Campingplatz dort wurde von uns in Augenschein genommen, aber uns war gleich klar, dass wir dort nicht weiter verweilen wollen.
Darum steuern wir den Coorangooba Campground im Capertee River Valley an.
Durch eine kleine Furt (endlich unsere erste „Wasserdurchfahrt“) kommen wir nach 5 km Gravel Road an unserem Ziel an.
Und dieser Campground lässt überhaupt keine Wünsche offen. Eine riesengrosse Wiese mit Feuerstellen, Sitzbänken, nur 3 anderen Campern, viel Platz und dem Capertee River gleich nebenan. Vom Campground aus kann man an vielen Stellen hinunter zum kleinen Creek gehen, wo sich bernsteinfarbenes Wasser auf Sand in Richtung Osten bewegt. Der Creek ist warm genug, dass man gerne seine Zehen hineinsteckt und die Sandbänke entlang läuft.
Von früheren grossen Überflutungen zeugt noch das viele Totholz das der River mal mit sich getragen haben muss. Nichts ist bereinigt oder weggeräumt worden und so zeigt sich eine kleine Wildnis 10 Meter von unserem Stellplatz entfernt.
So befriedigt haben wir den ganzen Nachmittag nichts weiter zu tun, als uns die Bergketten rechts und links anzusehen, darauf zu warten, wann der beste Sonnenstand für die einzelnen Berge zum fotografieren ist und einfach die Seele baumeln zu lassen.
Lange müssen wir nicht warten, bis sich aber doch etwas tut. Einerseits wohnen an der Böschung und auf der Wiese unzählige Warane unterschiedlichster Grösse, die immer wieder vorbeischauen, und andererseits so ab 17:00 kommen unsere geliebten Beuteltiere aus dem Wald.
Verschiedenste Gruppen an Kängurus bevölkern ab jetzt die grosse Wiese und tun sich am Gras gütlich. Zuerst vorsichtig, aber nachdem sie sich an uns und die anderen gewöhnt hatten, störten wir auch nicht weiter und geniessen unseren Beobachtungsposten.
Abgerundet wird der Ankunftstag noch mit einem herrlichen Lagerfeuer und einem Baramundi vom Grill.
Auch die Nacht ist herrlich: keine fremden Lichtquellen, nur der Mond lässt es nicht ganz dunkel erscheinen, keine Strassen- oder sonstigen Zivilisationsgeräusche, und die wenigen Camper wohnen wo weit auseinander, das man voneinander auch nicht wirklich etwas mitbekommt.
Frühmorgens dann, an unserem einzigen gesamten Tag an diesem grossartigen Platz muss man sich doch ein wenig im Umfeld umschauen. Noch dazu, wo gleich vor unserer Nase ein malerisches Schild mit der Aufschrift Capertee River Trail steht (Länge 7,5 km pro Richtung).
Na, das ist ja genau unseres, denken wir uns und in der Erwartung von ca. 30 Grad unter Tags, brechen wir schon zeitig in der Früh zu unserer Wanderung auf.
Manchmal am Trail kommt uns so in den Sinn, dass der Name wohl wirklich am Ziel vorbei schiesst, denn anstatt einer anständigen Promenade den Capertee River entlang, geht es bergauf und bergab, immer schön auf Schotter oder durchs Gebüsch irgendwie am Creek entlang. Nichts desto Trotz ist es eine herrliche Wanderung, die wir nach 5 km an einem ausgetrockneten Zufluss des Capertee beenden und umkehren.
Vor der allerletzten Steigung ca. 1 km vor Ankunft zu Hause, biegen wir dann in Richtung Creek ab. Wir haben uns von einem Nachbarscamper abgeschaut, dass die zwar losgewandert sind, aber über den Creek wieder zurück kamen. Da es hier weder eine Fähr- noch eine sonstige Schiffsverbindung gibt, müssen die wohl durch den Fluss gewandert sein – und genau das machen wir auch auf dem letzten Kilometer.
Feinster Sand und ein warmes Bächlein machen den letzten Kilometer zum Erlebnis, aber leichter als man sich denkt, ist so eine Flusswanderung auch nicht.
Belohnt werden wir dann, schon zum 2. Mal, mit einigen Beach-Kangarus, die sich am Creek Ufer niedergelassen haben und sich durch nichts und niemanden stören lassen. Später am Tag können wir sie auch noch im Fluss beobachten. Der Nachmittag gestaltet sich wie am Tag davor, mit blöd schauen, nichts tun, Landschaft geniessen, auf Kangarus zu warten, Waranen nachkucken, …… .
Nach unserem zweiten Lagerfeuer an diesem magischen Ort, geht es dann zeitig ins Körbchen, denn wir haben am Mittwoch einen langen Schlag bis nach Armidale vor. Das sind doch immerhin 470 km und wird unseren ganzen Tag in Anspruch nehmen. So gesagt, brechen wir bereits gegen 7:30 Uhr auf, und bis Rylestone geht es ganz gut. Allerdings bei einem kleinen Päuschen ebendort, erblicken wir plötzlich einen Platten. Schon wieder der rechte hintere Reifen hat den Geist aufgegeben.
Nachdem Doris beim Haus vis a vis unserer Parkbucht versucht hat einem durchgeistigten jungen Mann die Adresse zu entlocken, warten wir wieder mal auf den australischen ÖAMTC.
Zu lästern gibt es bezüglich unserer Umsorgung wirklich gar nichts, denn wieder mal war innerhalb einer guten Stunde alles erledigt, der neue Ersatzreifen dar drauf, und wir können unsere Reise nach Armidale fortsetzen. Diese verläuft jetzt dann ohne weiteren Auffälligkeiten, beim Tyrepower wurde noch schnell der kaputte Reifen zur Reparatur abgegeben, eingekauft, und nach einer kurzen Regeneinlage das Haus aufgestellt, Abend gegessen – und jetzt wird dann rechtschaffend müde bald mal das Licht abgedreht – denn anstrengend waren die Tage schon, einerseits was die Eindrücke betrifft und dann auch die zurückgelegte Strecke.
Weitere Pläne für morgen gibts jetzt mal noch nicht, das wird sich alles ergeben, wenn wir ausgeschlafen sind.