Wir kommen später noch drauf zurück, warum der heutige Blog Klein St. Pölten heisst, es hat nämlich einen sehr guten Grund.
Zuerst muss man sagen, dass wir eine herrlich ruhige Nacht verbracht haben: kein Highway, kein Regen, alle um 10:00 Uhr Nachtruhe – grossartig.
Nach einem feinen Frühstück haben wir uns heute ein gemischtes Programm ausgedacht. Zuerst geht es wieder in den Namadgi Nationalpark, aber diesmal ans obere Ende zu den Gibraltar Falls.
Diese wollten wir uns schon ein paar Tage davor ansehen, aber heute morgen, wie wir aus dem Häuschen kuckten, war gegen allen Erwartungen Sonnenschein und darum die beste Voraussetzung um mal einen Wasserfall zu besuchen.
Ca. eine gute halbe Stunde Fahrt um Canberra herum und wieder mal durch Tuggeranong durch geht es wieder ab in die Berge.
Ein wunderschöner Wasserfall ganz für uns alleine erwartet uns. Gut gefüllt auch noch dazu und mit einem Campground dabei, der durchaus mit Honeysuckle vergleichbar gewesen wäre.
Auf dem Weg retour steuern wir aufgrund einer Empfehlung von Vorgestern die National Bonsai und Penjing Collection beim botanischen Garten in Canberra an (heisst auch The National Arboretum). Grundsätzlich schon eine grosszügig angelegte Anlage, hat uns der Bonsai Garten erst Recht fröhlich gemacht.
Bis zu 100 Jahre alte Bonsais sind dort zu finden, alle datiert und auch die Designer der jeweiligen Baumkunstwerke sind namentlich genannt.
Eine herrliche Ansammlung unterschiedlichster Bäume lässt uns dort einige Zeit verbringen, und noch dazu ist fotografieren ausdrücklich erwünscht, was uns natürlich sehr entgegen kommt.
Danach waren wir nun bereit, und Canberra I zu widmen. Wir haben erfahren, dass gleich beim Informationcenter gratis Parken für Camper möglich ist, und darum beschliessen wir uns heute der einen Seite des Lake Burley Griffin zu widmen und morgen der anderen.
Auf dieser Seite – nennen wir es mal Transdanubien – befinden sich das Craft und Design Center und das Canberra Museum und Gallery.
Durch den Park beim Informationcenter geht es gleich mal los – und die erste Ernüchterung folgt auf dem Fusse. Nur Bürogebäude, und fast ausschliesslich Bürogebäude in einem auf dem Reisbrett designtem Viertel. Alles rechteckig, keine verwinkelten Häuserblöcke – alles neu, alles durchdacht. Das CMAG haben wir dann grad noch gefunden und uns einige kleinere Galerien angesehen, wie z.B. die Ausstellung von Tom Moore, aber am Craft und Design Center sind wir dann schon gescheitert.
Egal, dachten wir uns, in Transdanubien gibts ja noch das must-see Australien War Memorial.
Der Weg dorthin lässt uns immer mehr zur Überzeugung kommen, dass Canberra wie St. Pölten sein muss. Eine Hauptstadt, die nicht dafür geboren war und nur entstanden ist, weil sich Sydney und Melbourne nicht einigen konnten und ganz bestimmt ganz viele Beamte da hier sicher nicht hin wollten.
Also bis hierhin ist schön und freundlich etwas anderes – obwohl sich die Canberrianer sicher sehr bemühen.
Zum War Memorial hoch führt eine mehrspurige Prachtstrasse, die rechts und links von irgendwelchen Kriegserinnerungs-Denkmälern gesäumt ist. Aus unserer Sicht auch nicht besonders gemütserfrischend, obwohl man – keine Frage – Gedenken aufrecht erhalten soll.
Am War Memorial angekommen erwartet uns dann gleich mal eine Baustelle, und obwohl wir eigentlich nicht wollten, standen wir plötzlich mit einem Zeitslot versehen mitten im War Memorial Museum. Jeder, aber wirklich jeder Kriegseinsatz der Australier ist dort dokumentiert mit viel Pathos und Aufwand. Für unseren Geschmack ein wenig sehr viel an historischer Aufarbeitung, und darum erfüllen wir quasi unsere Pflicht und sehen uns die Stätte an, halten uns aber nicht wirklich lange dort auf – weil irgendwie ist es doch deprimierend.
Am anderen Ende der Prachtstrasse kann man in der Ferne das House of Parlament erkennen, das auf der anderen Seite des Sees liegt, und eines der Ziele unseres morgigen Tages sein wird.
Wir als geborene Optimisten geben natürlich St. Pölten morgen noch eine Chance, wie wohl wir ermuten, dass uns auf der anderen Seite das Herz auch nicht wirklich höher schlagen wird – aber wir werden sehen.
Heute ist St. Pölten einfach nur Transdanubien in St. Pölten gewesen.