Lauter schöne Kerle

Begonnen hat der heutige Tag schon mal mit einer wunderbaren Nacht: keine Highway weit und breit, alle sind um 10 Uhr im Bett, es ist ganz leise, nur ein leichter Regenschauer prasselt aufs Zelt und wiegt einem in einen wohlverdienten wunderbaren Schlaf.
Early Bird Gerhard ist ja schon immer gegen 6 Uhr auf, bei Doris dauert es schon noch ein Stündchen länger, aber Alles in Allem sind wir gegen 8:30 Uhr zum Aufbruch bereit.
Heute haben wir uns nach Empfehlung der netten Dame vom NSW Nationalpark-Büro in Khancoban den Snakey Plain Trail vorgenommen.
Der sollte so gegen 16 – 17 km lang sein (hin und retour) und befindet sich in der Jagungal Wilderness Area, ca. 30 km von unserem Campground entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schon die Anfahrt ist ein grossartiges Erlebnis; immerhin geht es mal 900 Meter aufwärts bis zum Traileinstieg auf 1.300 Metern Seehöhe. Die Fahrt lässt uns schon erahnen was uns erwartet: einen unvergleichlichen Wald aus lauter altem Baumbestand, des Morgens noch nass vom nächtlichen Regen – UND es riecht wieder mal atmemberaubend nach Bäumen.
Also los gehts: erst mal moderat, dann aber doch mit einigen grauslichen Steilstufen den Trail entlang.

 

 

 

 

 

 

 

Zwischenzeitlich bleiben wir immer wieder erstaunt und fassungslos stehen – es mag keiner verstehen, aber die Bäume auf dem Weg sind so wunderschön, dass man am liebsten jeden Einzelnen umarmen möchte.


Leider ist es so, dass jedes Paradies seine negative Seite hat, und in unserem Fall sind es auf der Wanderung Bremsen. Solange man sich bewegt, umschwirren einem diese Biester ja nur, aber sobald man anhält, setzen sie sich auf einen druff. Wenn man Glück hat hat eine nur Lust auf ein wenig Salz von Deiner Haut, aber die nächste kommt schon mit dem Vorsatz Dich jetzt gleich ultimativ ins Bein zu beissen.
Daher die Parole: „Alle Bäume nach Möglichkeit umarmen, aber keep on moving“.
Der Worte verlieren wir über den Track heute recht wenig, weil Einfach die Bilder ihre eigene Sprache sprechen.
Nach 5,5 km ist für Doris dann mal Schluss und sie beschliesst umzukehren. Gerhard verschlägt es noch 1,5 km weiter in die Pampas, bis zur Snakey Plain (also der Hochebene) selbst, wo er dann aufgrund eines riesigen Wasserloches ebenfalls zur Umkehr gezwungen ist.


Beim Auto haben wir uns natürlich wieder getroffen, und jeder hatte für sich sein unvergleichliches Walderlebnis mit den bis jetzt liebenswertesten Bäumen der Reise.
Den Nachmittag über wurde dann entspannt, noch ein kleiner Abstecher Down Town zum General Store brachte uns noch wohlverdienten Zucker in Form von ein paar Scheibchen Kuchen und zufrieden, sehr zufrieden lassen wir den Tag jetzt mal ausklingen.
Morgen wartet das nächste kleine Abenteuer – mal sehen ob die Bäume dort auch so schön sind.

 

zur Fotogalerie

Kosci, wir kommen

Ernsthaft mal ein Tag wo gar nichts besonderes los ist. Nach vier Tagen haben wir Chiltern den Rücken gekehrt, und heute in der Früh mussten wir feststellen: es ist gut so. Denn obwohl man es am Wochenende kaum bemerkt, führt keine 300 Meter am Campground vorbei einerseits die Hauptbahnstrecke zwischen Sydney und Melbourne und auch der wichtigste Freeway, der diese beiden Städte verbindet. Teilweise hatten wir das Gefühl in der Nacht, dass entweder ein Zug durchs Zelt braust, oder grad mal ein Road Train bei uns Halt macht.

Aber egal, wir sind ja ohnehin unterwegs in Richtung Berge. Nach einem kurzen vergeblichen Abstecher bei RV World und Ultimate Fastners in Wodango, weil uns schon wieder ein Teil unseres Mobils (besser gesagt der Pergola) abhanden gekommen ist und einem erfolgreichen Woolworth Überfall geht es in Richtung Khancoban – und damit das letzte mal über die Victoria/New South Wales Grenze.
Auf dem Weg kommen wir durchaus nur durch bekannte Gefilde: grüne Wiesen, Almen, Steaks wachsen überall, Hügel, Bäche, Bäume – wie es sich ein einem Alpenland gehört.
Natürlich sitzen wir mitten in Australien, und da noch dazu an einem kleinen Stausee mit unserem Camper, aber irgendwie bewahrheitet sich das Waldmenschsein doch immer wieder.

Outback werden wir auf dieser Reise noch genug geniessen dürfen.
Wie es sich also gehört in Regionen wie diesen, regnet es mal heftig am Nachmittag, und die Nachttemperaturen werden auf 12 Grad runterrauschen – denn man gönnt sich ja sonst nichts.
In Summe ein erfolgreicher Tag ohne besondere Vorkommnisse. Der Abend gestaltet sich auch gemütlich und ruhig, halt in langem Leiberl und langer Hose.

Die Campküche wurde heute mit Sauerkrautduft verunstaltet, denn wie man weiss braucht ein gutes Sauerkraut schon seine 3 Stunden – und wenn man schon ein echtes polnisches Sauerkraut in Australien kriegt, muss man zuschlagen; wegen dem Heimweh warats gwesn. Morgen geht es ohnehin wieder hinein ins Ungewisse mit einem längeren Trail und einigen hundert Höhenmetern – da wird es wieder spannend genug.
Auch an dieser Stelle wieder allerbeste Grüsse an Dino, Huhn, Max und die Fr. OAAA – sowie alle weiteren geneigten Leserinnen und Leser, wie z.B. Sabina !

Der Berg ruft

Jetzt aber: 3. Wandertag im Chiltern Mount Pilot NP, und heute ist er dran der Berg. Wie bereits vorgewarnt, befinden wir uns hier eher im Alpenvorland bzw. Wienerwald aber es gibt Wald, Hügel und Aussicht.
Weit haben wir es heute nicht bei der Anfahrt, ca. 14 km bis zur Old Coach Road, wo unsere knapp 15 km los gehen.

 

 

Der Regen der Nacht war sowieso schon mal großssartig, aber hat viel dazu beigetragen, dass dieser Wald auch nach Wald riecht. Nicht so wie unserer eher so Pinien, oder die Richtung, aber ein wenig feucht. Es war sogar etwas huschi beim Losgehen heute. Natürlich waren. die Harveys überall, aber wie sonst auch nicht vor der Linse.
Wir legen los Yeddonba Road bis zu einem Aboriginal Heritage Plätzchen, das gesperrt oder nicht gesperrt ist.

Auskennen ist leider Fehlanzeige gewesen, denn zwei Hinweisschilder gleichen Datums slagen „offen“ und „geschlossen“, also lassen wir es lieber und marschieren erstmal relativ gerade weiter. Von der Yeddonba geht es scharf rechts in die Pine Gap Road. Von da an ist der Weg immer leicht bergauf, und die einzelnen Tack Abschnitte ehlendslange und einzusehen, weil gerade, drum kann man jederzeit schon mal eine Vorschau sehen was einem auf zumindest nächsten Kilometer erwartet.

Gebrannt hat es in unserem heutigen Märchenwald offensichtlich auch öfter mal ausreichend, denn es liegen sehr viele ganz oder teilweise verkohlte Leichen herum.

 


Retour auf der Old Coach Road ist es dann nur mehr ein kurzer Höhenflug auf den Mount Pilot – zum Summit.

Wie versprochen hat man von dem Bolder da oben wirklich einen 360 Grad Rundumblick auf die ganze grüne Mark unter uns. Wie gesagt, Höhenflug ist heute keiner dabei bei einem Gipfelsieg auf 545 Metern Seehöhe, aber die 15 km Wanderung verlangt einem doch ein bisschen ab.
Herrlich geschafft nach 3 Wandertagen geht es jetzt dann aber wieder weiter, wirklich in die Berge. Nächstes Ziel ist der Fuss der Snowy Mountains, wo die 5 höchsten Berge Australiens thronen, nach Khancoban, wo wir zumindest 2 Nächte bleiben, aber vielleicht auch den Australia Day (26.1.2023) verbringen werden. Mal sehen – hier haben wir mal alles gesehen, und es ist Zeit weiterzuziehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abschliessend möchten wir noch einen ausdrücklichen Dank an unsere Fr. Kommentarweltmeister OAAA aussprechen, die anstelle des österreichischen Boulevards unsere Berichte zum Start in den Tag nutzt.

 

zur Fotogalerie

Wasserfall und die Mt. Pilot Range

Und die Wanderei geht weiter – auch heute steht wieder eine freundliche Etappe im Chiltern Mount Pilot Nationalpark am Programm. Zusätzlich hat Gerhard die Route selbst zusammengestellt – also quasi eine Erstbegehung, nur über den Namen haben wir uns noch nicht unterhalten.
Aber wie üblich beginnen wir mal mit einem entspannten Frühstück bevor wir uns in die Wanderkluft schmeissen und den „weiten“ Weg vorab mal zu den Woolshed Falls in Angriff nehmen.
Die Fälle sind klein aber fein, führen nicht extrem viel Wasser derzeit, sind aber in aller Früh ganz allein genossen, doch ein sehr netter Start in den Tag. Sie befinden sich im Beechworth Historic Park, aber was an dem Park historisch ist, sollte uns wohl verborgen bleiben.

 

Weiter geht es dann über die Woolshed Road in Richtung Eldorado bis zum Startpunkt unserer Nno-name Tour, nämlich den Long Range Trail.
Wir als alte Pfadfinden finden ihn sofort, und schon können die knapp 14 km angegangen werden.
Diesmal im Gegensatz zu gestern, der wohl ein langer Spaziergang war, sprechen wir wirklich von einer Wanderung. Denn es warten auch an die 400 Höhenmeter auf uns.

 

Für österreichische Verhältnisse und unser sonstiges Wanderverhalten eine nicht so besondere Herausforderung sollte man meinen – wenn man allerdings auch noch die Temperaturkomponente dazutut, dann ist der heutige Tag durchaus eine Herausforderung.
Wie gewohnt bei so Wanderungen, geht es mal 5 km bergauf durch den Wald. Auch diesmal werden wir wahrscheinlich von einer Unzahl Kangaroos beobachtet, zu sehen bekommen wir einige wenige aber erst zu Ende des Trails.

Also rauf gehts mal über den Long Range Track bis zur Old Coach Road, von der wir in den Warners Track abbiegen. Dann nehmen wir ein Stück dem Sugarloaf Track um dann über den Davis Track wieder in den Warners Track einzubiegen und so den Loop zu beenden.
Eine feine, aber dann doch recht ansprechende Wanderung von 14 km – ohne Namen. Danach machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Beechworth zum Tanken. Hätten wir gewusst, was dort so los ist, und wie gross es im Vergleich zu Chiltern ist, wären wir eventuell dort abgestiegen. Viele Geschäfte, alle offen am Sonntag und unzählige Aussies unterwegs haben ein sehr fröhliches Stadtbild gezeichnet.
Aber wir sind mit unserem beschaulichen Chiltern auch sehr, sehr zufrieden. Die Bakery vor allem hat uns heute nach der Wanderung sehr glücklich gemacht mit einem riesen Cremekringel und einer überdimensionalen Zimtschnecke.
Zu guter Letzt schliessen wir den Tag heute wohl doch ein wenig feucht ab, denn nach unserer Rückkehr gabs mal gleich einkräftiges Gewitter in der Nähe, bei uns am Campground ist immer noch der Strom ausgefallen und wir hoffen, dass es sich bis zu unserer morgigen Besteigung des Mount Pilot wieder normalisiert hat.

 

zur Fotogalerie

Endlich wandern

Das Wichtigste zuerst: der Dino ist wieder aus dem Spital draussen und es geht ihr den Umständen entsprechend gut – umfassende Famü Versorgung ist auch gewährleistet.

Aber nun zu uns: heute ist Wandertag; nach doch ein wenig dürftiger aber ausreichender Information, haben wir ins heute einen 15 km langen Track vorgenommen: den Magenta Mine Track, der gleich bei uns los geht und auch wieder zurück führt. Dementsprechend hat das Auto heute Pause.
So gegen 9:00 Uhr herum sind wir wanderfertig und stapfen mal los. Nach gut 700 Metern brauchen wir aber bereits die Unterstützung eines netten älteren Australiers, da wir den Track nicht finden können.
Aber dann klappt es, die Magenta Lane ist gefunden und auch der Chiltern Mount Pilot Nationalpark ist betreten.

 


UND, endlich eine Wanderung durch einen Wald. Der Boden sehr trocken aber Bäume grün und eine so gut wie kaum begangene Route warten auf uns. Wir bewegen uns zuerst entlang des Echidha Tracks um dann meist den Springybark Track, der gleichzeitig auch die Mountainbike Strecke ist.
Die erste „Sehenswürdigkeit“, nämlich den Indigo Cemetery, übersehen und dementsprechend übergehen wir leider. Apropos übersehen: also Kangaroos sehen wir ja nicht so viele, zumindest vor der Linse, wir sind uns aber sicher, dass wir permanent unter Beobachtung standen.
Das fotografphierbare Getier heute sind 2 WVarane – ansonsten leider nichts was uns interessieren könnte.

 

 

Wir marschieren also so vor uns hin, übersehen allerdings im letzten Drittel unserer Wanderung eine ganz wesentliche Abzweigung vom Langs Track, und landen plötzlich Barnawartha Road.
Egal so ein Umweg von ca. 2 km macht uns im Normalfall nichts aus, und darum beginnen wir die Rückkehr auf die Originalroute mal mit einem kleinen Päuschen mit einer Birne in einem verlassenen Bushaltestellenhäuschen. Ca. 500 Meter nach dem Neustart bemerkt Gerhard, dass er sein Handy dort auf der Bank liegen gelassen hat – SCHOCKSTARRE. Doris übernimmt Gerhards Rucksack und die Kamera, und Gerhard läuft bei gut mal 30 Grad im Schatten zum Bushäuschen. Gott sei Dank, alles noch da, Handy eingesammelt und weiter gehts.

 

Den Aussichtspunkt der Route, den Magenta Mine Lookout, lassen wir dann mal sicherheitshalber aus, und kommen wohlbehalten und vollständig nach 18 bzw. 19 km wieder an unserem Campground Nr. 24 an.
Die Feststellung, dass wir vielleicht doch eher Wald- statt Savwannenmenschen sind, erschreckt uns heute gar nicht, denn es war eine feine Wanderung.
Nur mehr kurz eingekauft und zurückgezogen, geniessen wir unser Abendessen und die heutigen wahnsinnigen Farben des Sonnenunterganges.
Morgen wird gewandert – und wir freuen uns schon.